Zwischen Öko und Konventionell eine »Hybridlandwirtschaft« entlohnt zu bekommen, das ist der Traum vieler Landwirte. Ein solcher Mittelweg ist das »Siegel für hohen ökologischen Wert« (HVE), das es bisher in fast 30 000 französische Betriebe und nach Anpassungen auch in die EU-Ökoregeln geschafft hat. Verbraucher verbinden damit überwiegend anspruchsvolle Voraussetzungen. Kritiker halten es für Täuschung und »Greenwashing« und wollen es nun gerichtlich verbieten lassen.
Das HVE-Siegel war vor zehn Jahren als Spitze einer dreistufigen Umweltzertifizierung unterhalb des Ökolandbaues eingeführt worden. Ziel war und ist, über Ergebnispunkte in den Bereichen Biodiversität, Pflanzenschutz, Düngung und Bewässerung freiwillig und niedrigschwellig eine nachhaltige Produktion zu fördern. Von Beginn an stand es im Visier der Ökolandwirtschaftsverbände, die Wettbewerbsverzerrungen und weniger Geld für sich selbst befürchten. Besonderen Unwillen erregte eine Möglichkeit, die zum 1. Januar gestrichen wurde: das Siegel allein und ohne Änderung der Produktionsmethoden über einen geringen Teil der Betriebsmittelkosten am Umsatz zu erhalten. Insbesondere Winzer sollen von diesem Mitnahmeeffekt profitiert haben. Drei Viertel der Betriebe mit HVE-Siegel betreiben Weinbau.