Editorial
Prominenz muss nicht immer auf Wertschätzung und Anerkennung fußen. Das unterstreichen die unzähligen negativen Schlagzeilen rund um Glyphosat. Kaum ein anderer Pflanzenschutzwirkstoff war jemals dermaßen umstritten. Dabei ging und geht es immer weniger um Zahlen, Daten und Fakten. Die Debatte hat längst die fachliche Ebene verlassen. Vielmehr ist Glyphosat zum Zentrum eines medialen und politischen „Kulturkampfes“ geworden. Kritiker werden nicht müde, auf die negativen Auswirkungen auf Gesundheit, Artenvielfalt und Umwelt zu verweisen. Dass das Herbizid bei ordnungsgemäßer Anwendung ein wichtiges Werkzeug für konservierende, nachhaltige Ackerbausysteme ist, spielt in der öffentlichen Diskussion keine Rolle. Steht dieses Werkzeug künftig nur noch eingeschränkt zur Verfügung, muss wieder deutlich mehr im Boden „gewühlt“ werden. Dass damit eine Abnahme der Bodenfruchtbarkeit und eine Zunahme von Erosionsereignissen einhergehen, ist keine düstere Spekulation, sondern vielmehr eine Tatsache.
Glyphosat
Glyphosat als fester Bestandteil der Landwirtschaft
Die einen befürworten das Glyphosat, die anderen lehnen es wehement ab. Letzteren fehlt oftmals die Kenntnis, dass Mulch- und Direktsaatverfahren ohne den Einsatz vom Herbizid Glyphosat kaum möglich sind. Es ist ein fester Bestandteil bei diesen genannten Verfahren. Welche Auswirkungen auf Bodenfruchtbarkeit, Humushaushalt, Unkrautregulierung und Bewirtschaftungskosten ein Verbot des Herbizids hätte, zeigt Joachim Brunotte.
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Des einen Freud, des andern Leid
Die EU hat die Zulassung von Glyphosat wider Erwarten um weitere zehn Jahre verlängert. Dieses Reizthema erhitzt seit vielen Jahren die Gemüter. Diese Entscheidung traf selbstverständlich nicht überall auf Zustimmung - all diejenigen, die ein anderes Urteil erwartet haben, sind erstmal enttäuscht. Doch ganz unabhängig von der Grundsatzentscheidung, es sind Alternativen für das Totalherbizid gefordert. Die mechanische Unkrautbekämpfung ist stark im Kommen - viele Hersteller haben ihr Equipment auf der Agritechnica 2023 gezeigt. Bodenfräse, Schälpflug, Hacke oder Striegel? Oder vielleicht doch lieber das Unkraut "abflammen"? Indem man die Daumenschrauben bei der Glyphosat-Anwendung anzieht, steigen die Herausforderungen bei den bodenleben- und strukturfördernden Ackerbaumethoden wie der Direktsaat - denn das Totalherbizid ist aktuell ein elementarer Baustein des Systems, um dabei Verunkrautungen oder nicht abgefrorene Zwischenfrüchte zu beherrschen. Auch beim Thema Glyphosat hat die Medaille also zwei Seiten mit Gewinnern und Verlierern, was diese getroffene EU-Entscheidung anbelangt.