Stilllegung. Viel Lärm um ziemlich wenig
Eine Freigabe der Stilllegung höhlt den Artenschutz aus? Welch ein Unfug! Sie ist vielmehr eine Chance für guten Ackerbau. Ein Kommentar von unserem Korrespondenten Thomas Preuße.
Welch ein Getöse um GLÖZ 8! Wir wollen hier gar nicht diskutieren, was die Kommission dazu bewegt, den EU-Ländern die Möglichkeit gibt, die Flächenstilllegung für 2024 auszusetzen. Deren Patt gibt ihr nach dem Aus für die SUR abermals die Möglichkeit, ein freundliches Signal an bestimmte Länder zu senden. Frankreich fällt uns ein, Italien oder Polen… Und wie entscheidet das sonst so enthaltungsfreudige Deutschland? Das Landwirtschaftsministerium zeigt sich „überrascht“ (was übersetzt heißt: Wir haben keinen Plan), das Umweltministerium ist erwartungsgemäß strikt dagegen. Beiden schweben neue Ökoregeln vor oder mehr Geld für die alten, um die sehr verhaltene Akzeptanz zu steigern.
Aber könnte es nicht sein, dass der Kommissionsvorschlag am Ende mehr für Klima und Biodiversität bewirkt als 4% verpflichtende Brache? Leguminosen und Zwischenfrüchte würde man in vielen engen Fruchtfolgen gern häufiger sehen. Statt einer verunkrauteten Brache wären sie ein echter Anreiz, den Ackerbau auch mit Blick auf die Umwelt besser zu machen. Der Faktor 1 (statt wie früher mal 0,3) ist ein starkes Argument, der verbotene Pflanzenschutz natürlich ein Risikofaktor in den Leguminosen.
Dass die Freigabe den Artenschutz „aushöhle“, ist schlicht Unfug. Zeigt nicht das „Leben“, dass Stilllegungsverpflichtungen gern an „verlorenen“ Ecken umgesetzt werden und nicht dort, wo sie vielleicht die beste Wirkung zeigen? Außerdem muss ich schon wissen, ob ich lieber Insekten schützen will oder Vögel. Deshalb ist mir im Zweifelsfall 1% vernetzt angelegte (mehrjährige) Blühfläche lieber als 4% schlampige Stilllegung, die zum Teil auch noch (und verständlicherweise) jenseits der Betriebsgrenzen dort stattfindet, wo sie am wenigsten Schaden anrichtet. Ich weiß natürlich, dass dies (über die zweite Säule) vor allem die Bundesländer fordert. Aber mich ärgert schon lange diese Scheindiskussion um die Quantität, wo es doch (bei der Biodiversität) vor allem auf Qualität ankommt. Und das sollte hier einfach nochmal gesagt sein.