Export-Zukunft auch mit Fleischrindern
Rindfleischimporte in die EU werden von unseren Erzeugern kritisch betrachtet, das zeigt gerade die Wiederbelebung von Mercosur. Da ist es nicht uninteressant, dass jetzt auch Kasachstan auf diesem Markt stärker mitspielen will, wenn auch nicht primär mit Ziel Europa.
Südlich von Sibirien und westlich von China liegt das Land an einer derzeit exponierten Stelle der Welt. Politisch seit der Unabhängigkeit 1991 stark von Russland beeinflusst und von diesem (wie die Ukraine) gar nicht als »legitimer« Staat wahrgenommen, übt es sich nun in vorsichtigen Absetzbewegungen. Waren innere Unruhen Anfang 2022 noch mit russischer Hilfe niedergeschlagen worden, ist das Verhältnis seither deutlich abgekühlt. Kasachstan sucht nach neuen Handelsoptionen, und damit kommt die Landwirtschaft als neben der Energiewirtschaft wichtiger Sektor ins Spiel.
Kasachstan kennt man als weltweit acht- oder neuntgrößten Getreideexporteur, wobei die Mengen mit denen Russlands oder der Ukraine nicht mithalten können. Traditionell ist das Steppenland jedoch eines der Tiere, und diesen Wirtschaftszweig will die Regierung jetzt verstärkt entwickeln. Aktuell beträgt der Anteil der Tierproduktion an der gesamten landwirtschaftlichen Wertschöpfung 42 %. Wie überall in den Ländern der ehemaligen Sowjetunion gibt es einen Übergang von den Hauswirtschaften (in denen noch mehr als 70 % der Milch erzeugt wird) zu größeren und professionelleren) Strukturen. Eine von der DLG organisierte Tagung auf der letzten EuroTier zeigte, in welche Richtung die Überlegungen gehen.
Soll bei der Milch eine Selbstversorgung erst 2025 erreicht werden, steht vor allem der Export von Rindfleisch im Fokus. In den letzten zehn Jahren hat sich die Produktion verdreifacht. Zielmärkte, in denen die Nachfrage wächst, sind China sowie weitere Länder Asiens und des Nahen Ostens. »Basis« dafür sind im Vergleich mit europäischen Fleischrindern genügsamere Tiere der »kasachischen weißköpfigen Rasse«. Sie tragen vor allem einem Umstand Rechnung, der künftig größere Herausforderungen bringt: der immer schlechter werdenden Futtergrundlage. Weideland wurde lange vernachlässigt, Degradierung bis hin zur Wüstenbildung breitet sich aus. Der Klimawandel schlägt in einem Land mit ohnehin nur 200 mm Niederschlag im langjährigen Schnitt umso mehr zu. Zwei Dürrejahre haben Futtermittel extrem teuer werden lassen, sodass auch auf der ackerbaulichen Seite dürregerechte Bewirtschaftungsmethoden und mehr Eiweiß aus eigener Erzeugung eine größere Rolle spielen werden.