Arbeit wird teurer, Wasser knapper
Langjährig erfolgreiche Geschäftsmodelle können schnell in Schieflage geraten, wenn sich die Voraussetzungen dafür ändern. Das erleben gerade die Gemüsebauern in Südspanien, und zwar gleich zweifach: Der Mindestlohn steigt und die Wasserverfügbarkeit sinkt.
Seit dem 1. Januar 2023 gilt ein Mindestlohn von 7,24 € pro Stunde, der sich aus einem Monatslohn von 1 080 € ableitet. 2018 hatte dieser noch 736 € betragen, eine Anhebung von mehr als einem Drittel über fünf Jahre also. Zum Vergleich: In Deutschland beträgt der Mindestlohn aktuell 13,70 €/Stunde.
Sind die Gemüsebauern wegen des hohen Arbeitskräfte-Einsatzes schon vom Mindestlohn besonders betroffen, so schlägt die Erwartung noch stärker »ins Kontor«, in der wichtigsten Produktionsregion künftig mit 40 % weniger Wasser auskommen zu müssen. Auf das Gebiet um die Stadt Murcia entfallen 70 % der Gemüse- und 25 % der Obstexporte. Hintergrund ist der Plan, die Durchflussmenge des Tajo-Flusses, aus dem viel Bewässerungswasser nach Süden abgeleitet wird, aus ökologischen Gründen zu erhöhen. Das deshalb fehlende Bewässerungswasser könne nicht ersetzt werden, und eine Meerwasserentsalzung sei zu teuer, argumentieren die Landwirte. 27 000 ha und 15 000 Arbeitskräfte seien in Gefahr.
Das spanische Landwirtschaftsministerium will den Konflikt, der bereits zu heftigen Bauernprotesten geführt hat, über Milliarden-Fördergelder technologisch lösen. Präzisionslandwirtschaft und Tröpfchenbewässerung sind die Stichworte dafür. Letztere sei landesweit bereits auf 2 Mio. ha im Einsatz. Auf jeweils knapp 900 000 ha kämen Beregnung und traditionelle Gräben (mitsamt der damit verbundenen unproduktiven Verdunstung) zum Einsatz.