Kernkompetenz Grünland
Die Milchhof GbR Bebenhaus legt größten Wert auf die Grundfutterqualität. Dafür wird besonders das Grünland intensiv analysiert und bewirtschaftet. Und das spiegelt sich in hohen Leistungen ihrer Braunviehherde wider.
Weil die Wachstumsmöglichkeiten ihrer Betriebe alleine sehr eingeschränkt waren, gründeten Matthias Heckenberger und Kajetan Hecht die Milchhof GbR in Bebenhaus in Oberschwaben und bauten einen gemeinsamen Stall für 210 melkende Kühe auf die »grüne Wiese«. Dafür kauften sie zusammen einen Betriebsstandort. Nach genau einem Jahr und einem Monat Bauzeit für Kuhstall, Kälberstall, Fahrsilos und Güllebehälter konnten die Kühe der beiden Betriebe kurz vor Weihnachten 2022 bei –16 °C in den neuen Stall einziehen. 80 % der Herde gehören zur Rasse Braunvieh, der Rest sind HF-Tiere.
Rationsgestaltung. Die Futterration besteht zu 50 % aus Gras- und zu 50 % aus Maissilage, die am Futtertisch mit Kraftfutter für 36 l tägliche Milchleistung aufgewertet wird. Die restliche Kraftfuttermenge wird über einen der vier Melkroboter zugefüttert. Die Herde hat
derzeit durchschnittlich 3 bis 3,2 Melkungen am Roboter mit 12 l pro Melkung. »Unser Ziel ist langfristig, die Ration am Futtertisch noch weiter hochzufahren und die Fütterung im Melkroboter zu reduzieren«, sagt Heckenberger. »Aber wir müssen uns da langsam rantasten, denn immerhin stammen die Kühe aus zwei unterschiedlichen Herden, die in 40 Jahre alten Ställen standen und nun zusammenwachsen
müssen.« Die maximale Kraftfuttergabe am Roboter beträgt 2 bis 2,5 kg. Zwei verschiedene Mischungen Kraftfutter lässt die Milchhof GbR extra pelletieren: eine Mischung für die Fütterung bis zum 100. Laktationstag; die zweite wird dann bis zum Trockenstellen gefüttert. Die 100-Tage-Mischung lässt sich mit der Kraftfuttersorte 22/4 vergleichen und die spätere Ration mit 18/4. »Wir wollen selbst bestimmen, wie viel Körnermais, Rapsschrot und Soja darin enthalten ist«, begründet Heckenberger diesen Aufwand.
Viel Platz zum Fressen
An beiden an den Außenseiten liegenden Futtertischen und dem zusätzlichen Futtertisch am Laufhof haben die Kühe viel Platz zum Fressen. Im Stall fallen zwei extragroße, mit Stroh eingestreute Abteile für die frisch abgekalbten und kranken Kühe auf. »Wir wollten, dass wir von allen Robotern aus die Kühe in alle Stallbereiche selektieren können«, sagt Heckenberger. An den Seiten gibt es wind- und temperaturgesteuerte Curtains und eine ebenfalls temperaturgesteuerte Vernebelungsanlage. Damit hatten die beiden Landwirte bereits in den Altställen gute Erfahrungen gemacht. Nur der mittlere Gang hat bisher keine »Kuhdusche«, stattdessen aber eine Beregnung von
unten. »Diese Lösung haben wir gewählt, weil sonst das Einstreugerät am Radlader zu wenig Platz nach oben hätte«, sagt Heckenberger.
Grundfuttergewinnung. »Beim Gras silieren wir immer zwei bis drei Schnitte in ein Silo. Unten ist dann z. B. 80 cm erster Schnitt vom vergangenen Jahr und darauf der fünfte und sechste Schnitt, was das Befüllen des Futtermischwagens erleichtert. Derzeit haben wir einen Teil des ersten Schnittes aus 2022 zusammen mit dem fünften und sechsten Schnitt in der TMR. Alles wurde übereinander siliert. Wenn die Qualität des sechsten Schnittes gut ist und die Ernte sauber erfolgte, eignet er sich nämlich sehr wohl für die melkende Herde. Bei der Untersuchung der Silage ist mir am wichtigsten, dass die Verdaulichkeit nach 30 Stunden ausgewiesen wird.«
Die GbR ist stark eigenmechanisiert. »Fast die gesamte Silagekette stemmen wir selbst. Nur Häcksler und Radlader kommen von einem Lohnunternehmen. Der Radlader und ein zusätzlicher Schlepper zum Festfahren schaffen eine Verdichtung von 300 bis 350 kg pro m3. Jeder Schnitt wird mit Siliermittel siliert. Wichtig ist uns, dass die Häcksellänge zwischen 6 und 12 mm liegt. Der Fahrer bekommt eine Liste mit der individuell je Schlag einzustellenden Schnittlänge. Weil die beiden anderen Standorte mit Jungvieh und Bullenmast bis zu 13 km entfernt sind, wird das Gras aufgeteilt beim Abfahren von der Fläche. Die Fahrer bekommen schriftliche Informationen, wo das Gras von welchem Schlag hingefahren werden muss.«
Auf die Pflege des Grünlands legt der Betrieb viel Wert. Dabei wird er von Berater Hans Koch unterstützt (siehe Interview). Seit zwölf Jahren wird gezielt und sehr regelmäßig gekalkt und mit einer individuellen Dauergrünlandmischung mit einem hohen Rotkleeanteil nachgesät, in diesem Sommer trotz der Trockenheit bereits dreimal. »Unser Ziel ist es, dass der Grasbestand genauso hochwertig wie
Ackerfutter ist«, sagt Matthias Heckenberger. »Nur so können wir die Grundfutterleistung dauerhaft hoch halten«.
»Das Potential des Grünlands ist riesig«
Hohe Grundfutterleistungen benötigen im ersten Schritt Top-Grasbestände. Dafür ist zwar Aufwand nötig, aber das zahlt sich am Ende aus, sagt Hans Koch.
Wie schaffe ich es, 7 000 l Milchproduktion aus der Grassilage zu »holen«?
Ich muss schon einiges tun, um mein Grünland so »fit« zu machen, dass diese Leistung möglich ist. Unsere Beratungsbetriebe brauchen dafür etwa fünf Jahre. Diese Erfahrung macht derzeit auch die Milchhof GbR in Babenhaus. Sie hatte über Jahre gut gepflegte, ertragreiche Grünlandflächen. Nun kamen neue Schläge dazu. Aber das bisherige »Rezept« zur Bestandsführung des Grünlandes funktionierte langsamer oder gar nicht. Gründe sind die veränderten Witterungsbedingungen, der Druck durch die vielen schweren Geräte, die über die Fläche fahren und die große Schnittdichte. Deshalb ist eine Grünlandsanierung nötig.
Wie starte ich mit der Sanierung?
Zunächst muss eine Aufwertung des Bodens erfolgen. Denn wenn schon der Altgrasbestand am Bodenzustand scheitert, tut es die Neu- bzw. Nachsaat auch. Eine Bodenanalyse ergibt häufig einen Kalkmangel, der durch Hitze und Trockenheit noch gesteigert wird. Es reicht nicht, die Flächen alle drei bis vier Jahre zu kalken. Dies muss am besten jährlich mit mikrofein vermahlenem Kalk erfolgen.
Welche Rolle spielt die Schnitthöhe für die Grünlandqualität?
Ein früher und häufiger Schnitt steigert alleine nicht die Qualität des Grünlandes. Wichtig ist immer, dass das letzte vitale Blatt der Pflanze erhalten bleibt. Es ist ihr »Sparbuch«, in dem sie Reservestoffe einlagert und das sie braucht, um wieder austreiben zu
können.
Wie oft ist eine Nachsaat der Flächen nötig?
Mindestens zweimal jährlich. Bei der Bestandssanierung und seiner Verjüngung ist sie theoretisch sogar nach jedem Schnitt möglich. Wenn ich den Bestand reparieren will, gilt die Faustformel Lückenanteil in % durch 2 gleich Aussaatmenge. Zudem sollten Sie darauf achten, dass die Sorten in der Mischung eine späte Blühneigung haben.
Sie empfehlen, mehr Rotklee auf die Fläche zu bringen ...
Ja, denn der schmackhafte Rotklee sorgt mit seinem Taningehalt für eine gute Proteinversorgung im Grundfutter. Wenn die Boden-voraussetzungen stimmen, ist er auch mit einer Nachsaat gut zu