Einfach märchenhaft
Agrarbericht. Die Bestandsaufnahme der Bundesregierung zur Landwirtschaft in Deutschland, der »Agrarpolitische Bericht«, fasst die Entwicklungen der vergangenen vier Jahre zusammen – und gibt einen Einblick in die Einstellung der Politik zur Branche. Im Vorwort bekundet Cem Özdemir seine Unterstützung für die Landwirte und ihre Sorgen sowie die Herausforderungen in der Agrarerzeugung.
Im Haupttext fasst der Agrarbericht dann aber all die Gründe zusammen, wegen denen die Politik die Landwirtschaft möglichst rasch verändern will: Klima-, Umwelt-, Tier- und Wasserschutz, Tierwohl, Schutz vor Dürren und anderen Wetterextremen. Die Bevölkerung soll sich übrigens pflanzenbetonter ernähren – also weniger Fleisch essen. Die Landwirte sollen beim Umbau Unterstützung erhalten: durch eine zukunftssichere Aufstellung der Tierhaltung, die Stärkung ländlicher Räume und faire Erzeugerpreise. Wie gut all das in den vergangenen Jahren funktioniert hat, lässt sich am Höfesterben, dem Einbruch der Schweinehaltung oder der hohen Bedeutung von Direktzahlungen und Zuschüssen am Betriebsergebnis (sowohl konventionell als auch Öko) ablesen. Beim Thema Öko wird es richtig märchenhaft, denn am Zielwert »30 % Öko bis 2030« hält die Bundespolitik fest. Dass die Fläche seit 2010 pro Jahr im Schnitt nur um einen halben Prozentpunkt wächst, das Erreichen der Zielmarke also für 2060 in Aussicht steht? Geschenkt.
Der Agrarbericht zeigt nicht die (laut Vorwort) »existenzielle Bedeutung unserer Landwirtschaft« auf. Er ist mehr eine Art Märchenbuch, das mit seinen Geschichten alle Leser gleichermaßen zufriedenstellen will.