Raps. Die Preise bleiben gedeckelt
Die Rapsernte in Kanada hat die Erwartungen übertroffen, Australien korrigierte die Prognose für die eigene Ernte zuletzt ebenfalls nach oben. Und das gilt auch für die EU-Erzeugung. Das und der überbordend versorgte Sojamarkt lassen kaum Hoffnung aufkommen, dass die Preise am Rapsmarkt im Winter aus eigener Kraft steigen.
Über den Daumen gepeilt 425 bis 455 €/t – in diesem Band bewegt sich die Rapsnotierung am Terminmarkt in Paris seit Anfang November mal auf, mal ab. Auf Erzeugerebene waren in Deutschland waren Mitte Dezember sogar nur 400 bis 420 €/t realisierbar. Dabei sind es weniger Nachrichten aus dem Rapsmarkt, die zu Preisbewegungen führen. Vielmehr nimmt der Raps das Auf und Ab der Sojabohnenkurse an der Terminbörse in Chicago auf – die wiederum reagiert vermehrt auf das Geschehen bei der Sojabohne in Südamerika und auf Nachrichten aus dem Rohölmarkt.
Steigende Ernteprognosen bei den beiden großen Rapsexporteuren. Das kanadische Landwirtschaftsministerium hat seine Annahmen für die Rapsernte im eigenen Land deutlich nach oben korrigiert. Im Dezember packte die Behörde auf die bis dahin gültige Schätzung fast 1 Mio. t drauf, sodass nun für 2023/24 unter dem Strich eine Rapsernte von rund 18,3 Mio. t steht (Vorjahr: 18,7 Mio. t). Das im Jahresvergleich trotz der um 3 % größeren Erntefläche sinkende Ergebnis führt das Agrarministerium auf Ertragsverluste durch das trockene Wetter im Jahr 2023 zurück. Nach der jüngsten Aufwärtskorrektur stehen zusammen mit den Vorräten zum Beginn des Wirtschaftsjahres (das von August bis Juli läuft) 2023/24 in Kanada rund 20 Mio. t Raps zur Verfügung. Das liegt fast auf dem Vorjahresniveau. Für den Bedarf der heimischen Ölmühlen unterstellt das kanadische Agrarressort für 2023/24 mit 10 Mio. t einen Verbrauch auf Vorjahresniveau. Mit Blick auf die im 1. Quartal der Saison um 18 % gestiegene Vermahlung ist das eine eher vorsichtige Prognose. Hält die zuletzt noch einmal deutlich angezogene Nachfrage der USA nach Rapsöl als Rohstoff für die dortige Biodieselproduktion an, dürften die Ölmühlen in Kanada mehr Raps vermahlen als bislang angenommen.
Kommt das so, dann bleibt weniger Rapssaat für den Export übrig, der – Stand heute – irgendwo zwischen 8 und 9 Mio. t (Vorjahr: 7,9 Mio. t) landen dürfte. Eine nennenswerte Verknappung der Rapsverkäufe Kanadas im Vergleich zur aktuellen Prognose würde die Rapspreise am Weltmarkt stützen.
Das Tempo der EU-Rapsimporte beschleunigt sich. In der EU ist 2023/24 bislang kaum Raps aus Kanada eingetroffen (bis Mitte Dezember 43 000 t). Die Lieferungen von Rapssaat in die EU insgesamt haben sich hingegen beschleunigt. Zwischen Mitte November und Mitte Dezember summierten sich die erfassten Mengen auf 565 000 t, das waren 7 % mehr als im Vorjahr. Damit verringerte sich der seit Saisonbeginn aufgelaufene Rückstand zum Vorjahr, das in Rekordimporten endete, von 29 auf 24 %. Seit Anfang November liegen die kumulierten Rapskäufe der EUMitglieder über denen der Saison 2021/22.
Auch das australische Agrarministerium hob seine Schätzung für die eigene Rapsernte 2023/24 im Dezember an. Gegenüber der Septemberprognose erhöhte die Rohstoffabteilung (Abares) ihre Annahmen um 0,3 auf 5,5 Mio. t. Trotz der Aufwärtskorrekturen verpasst die diesjährige Erntemenge die Rekordernte des Vorjahres um ein Drittel. Das reicht dennoch für die bislang zweitgrößte Erntemenge. Diese jetzt vollzogene Aufwärtskorrektur spiegelt die verbesserten Aussichten in den südlichen Anbauregionen wider, die den Produktionsrückgang in Teilen von New South Wales, Queensland und Westaustralien mehr als ausgleichen dürften.
Das US-Agrarministerium (USDA) hat seine Prognose für die Weltrapsernte 2023/24 auf fast 87 Mio. t angehoben. Im Vergleich zur vorangegangenen Schätzung vollzog die Behörde in ihrem Dezemberbericht die vorausgegangenen Anpassungen in Kanada und Australien weitgehend nach (für Kanada zeigt sich das USDA mit 18,8 Mio. t optimistischer als das kanadische Agrarressort). Nimmt man die Ansichten des USDA in Sachen Verbrauch und Handel als Basis, droht dem globalen Rapsmarkt 2023/24 kein Defizit. Außerhalb Chinas dürften die Vorräte sogar geringfügig zunehmen auf rund 5,5 Mio. t. Mit den jüngsten Aufwärtskorrekturen der Rapsernten großer Erzeuger – auch die EU-Kommission führte seit Ende September Anpassungen um insgesamt 400 000 t nach oben durch – zeichnet sich am internationalen Rapsmarkt 2023/24 kein Mangel ab – und damit auch keine Preisphantasie.
Zu dieser trüben Stimmung trägt auch das Geschehen in Südamerika bei. Die Prognosen für Brasiliens kommende Sojabohnenernte fielen zuletzt zwar etwas kleiner aus. Die von Brasiliens Versorgungsbehörde (Conab) und dem USDA unterstellten 160 bzw. 161 Mio. t liegen aber weiter im Bereich des Rekordergebnisses 2022/23. Damit könnte die für 2023/24 absehbare weltweite Rekordernte die Marke von 400 Mio. t zwar knapp verpassen. Zum Vorjahr steht unter dem Strich dennoch ein massives Plus von gut 25 Mio. t, das zum größten Teil auf wachsende Erntemengen in Südamerika zurückgeht. Perspektivisch bleibt es bei einer satt versorgten Sojabohnensaison 2023/24, in der die außerhalb Chinas gelagerten Vorräte deutlich ansteigen dürften, und zwar um 10 auf rund 78 Mio. t.
Das Einzige, das daran noch etwas ändern könnte, wäre ein großer Ernteausfall in Brasilien. Dort ist es derzeit zu trocken, und bleibt der Regen auch bis in den Januar hinein aus, drohen Ertragsverluste. Und von steigenden Sojakursen würden auch die Rapspreise profitieren.