Alles konzentriert sich auf Brasilien
Um 300 Mio. t ist die Produktion der drei wichtigsten Ölsaaten weltweit seit Beginn des Jahrhunderts gewachsen. Drei Viertel des Plus entfallen auf die Sojabohne, deren Erzeugung unvermindert ansteigt. Wie hat sich die Struktur dieses Marktes über die Jahre verändert, und was lässt sich daraus für die Zukunft ablesen?
Die Sojabohne ist als Rohstoff in der weltweiten Tierernährung kaum mehr wegzudenken. Vor schätzungsweise 3 000 Jahren in China domestiziert, konzentrierten sich der Anbau und der Verbrauch in den darauffolgenden Jahrhunderten zunächst in Asien, nach und nach
kamen dann weitere Länder hinzu. Die Grundlage für den Aufstieg der Sojabohne auf weltweiter Bühne wurde in den USA gelegt. Dorthin war die Sojabohne bereits Ende des 18. Jahrhunderts gelangt, so richtig Fuß fasste sie aber erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Seit den 1940ern ist Soja eine der weitverbreitetsten und lukrativsten Kulturen im US-amerikanischen Ackerbau. In der Folge entwickelten sich die Vereinigten Staaten zum dominierenden Erzeuger und Anbieter am Weltmarkt. Diese Phase hatte bis Ende der 1970er Jahre Bestand, dann traten die südamerikanischen Länder, allen voran Brasilien, auf den Plan. Seitdem wächst die weltweite Erzeugung rasant an. Ein Ende des Höhenflugs ist noch nicht erkennbar. Wie hat sich der Markt seit der Jahrtausendwende entwickelt?
Im Jahr 2000 war die Sojawelt im Vergleich zu heute noch sehr überschaubar.
Die USA dominierten den Anbau und die Erzeugung – 39 % der Fläche und 44 % der Erntemenge zog der damalige Marktführer auf sich, auf den zudem die Hälfte der weltweiten Exporte entfiel. Brasilien folgte weit abgeschlagen auf Platz 2, mit einer Fläche, die nicht einmal halb so groß war wie die des großen Konkurrenten. Selbst ganz Südamerika kam nicht auf die Marktbedeutung der USA. Doch schon damals galt die Devise: Nord- und Südamerika beliefern die Welt. Zusammen stemmten die beiden Amerikas 99 % der Welthandelsmenge. Die summierte sich auf 54 Mio. t – 30 % der Erzeugung. Größter Importeur war damals die EU mit einem Marktanteil von 30 %; rechnet man die zusätzlich eingekauften Mengen an Sojaschrot in den Ausgangsstoff um, dann verbrauchte die damalige Staatengemeinschaft nicht 18, sondern sogar 40 Mio. t Sojabohnen, fast ein Viertel der globalen Erntemenge (China kam übrigens auf 27 Mio. t). Das Schrot wanderte ins Futter, das in den EU-Ölmühlen anfallende Sojaöl (3 Mio. t) wurde zu zwei Dritteln im Binnenmarkt als Speiseöl verbraucht, der Rest exportiert.
Brasilien treibt den Sojaanbau immer schneller voran. Seitdem hat sich die Marktstruktur stark verändert. Angetrieben vom nahezu unersättlichen Bedarf von Chinas wachsender Tierhaltung an Sojaschrot wuchs die weltweite Sojafläche zwischen 2000 und 2023 um 63 Mio. ha an. Nur ein kleiner Teil (4 Mio. ha) entfällt auf den ehemaligen Marktführer USA. Den Löwenanteil (41 Mio. ha) des Zuwachses trägt Südamerika bei, mit Schwerpunkt auf Brasilien, das sein Sojaareal auf 46 Mio. ha mehr als verdreifachte. Beim neuen Branchenprimus
zeichnet sich keinerlei Verlangsamung der Flächenausdehnung ab. Das Gegenteil ist der Fall: Der Anbau legte dort im ersten Jahrzehnt des
neuen Jahrhunderts um 10 Mio. ha zu, im zweiten waren es 15 Mio. ha, und seit 2020 kamen weitere 6 Mio. ha hinzu. In diesem Zusammenhang sei darauf hingewiesen, dass sich der Flächenausbau weltweit zunehmend auf Brasilien konzentriert. Im Rest der Welt verbuchte die Sojafläche seit 2020/21 lediglich in China, Russland und der Ukraine Zugewinne von mehr als 500 000 ha (für diese drei Länder steht unter dem Strich ein kombiniertes Plus von rund 1,8 Mio. ha). Demgegenüber steht die Stagnation beziehungsweise der Rückgang der Fläche in Argentinien, die heute 2 Mio. ha kleiner ist als 2010.
Südamerika bestimmt schon lange das Angebot. Die Dominanz Südamerikas im Anbau spiegelt sich im Welthandel wider. Der legte im Beobachtungszeitraum immens zu: Bei Sojabohnen um den Faktor 3 auf 168 Mio. t (beim Schrot kam es zu einer Verdopplung auf 70 Mio. t). Insgesamt erhöhte sich der über Landesgrenzen hinweg gehandelte Teil der Erntemenge um zwölf Prozentpunkte auf 42 %. Und während die Bedeutung Nordamerikas am Weltsojahandel auf zuletzt ein Drittel sank (darunter 28 % USA und 5 % Kanada), liegt der Anteil Südamerikas heute fast doppelt so hoch; allein aus Brasilien kommen mehr als 50 % der Exporte. Der kleine Rest (< 4 Mio. t) stammt vor allem aus der Ukraine und Russland. Übrigens: Nimmt man Sojaschrot mit in die Gleichung auf, dann exportiert Südamerika rund drei Viertel der eigenen Sojabohnerzeugung.
Wie lange steigt die Nachfrage? Auf der Seite der Importeure hat China die EU schon vor langer Zeit als größten Absatzmarkt abgelöst. Während die Lieferungen ins Reich der Mitte 2022/23 erstmals die Marke von 100 Mio. t Sojabohnen übertrafen, sanken die Einfuhren der EU-Mitglieder im gleichen Zeitraum auf ein Sechsjahrestief von 13,3 Mio. t (die Sojaschrotimporte schrumpften seit 2007/08 um 9 auf knapp 16 Mio. t). Stetige Nachfrager mit (zum Teil) zunehmenden Absatzmengen sind zudem Mexiko (das von den USA beliefert wird), Thailand, Japan und Taiwan. Argentinien taucht immer dann als größerer Käufer am Sojamarkt auf, wenn eine Missernte im eigenen Land die Versorgung der Ölmühlen beeinträchtigt.