Ölsaatenpreise. Die Sojabohne hinkt dem Raps hinterher
Die Rapskurse sind in den vergangenen Wochen durch die Decke gegangen: Bei Redaktionsschluss bewegte sich die Notierung am Terminmarkt mit etwa 540 €/t auf einem 20-Monatshoch. Was steckt hinter diesem Aufschwung – und wie lange hält er noch an? Die Aussicht auf eine riesige Sojaernte in Südamerika hat jedenfalls keinen Einfluss.
Da kann man sich schon mal verwundert die Augen reiben: Am Terminmarkt in Paris bewegte sich der Rapskontrakt für Februar 2025 (der ist aktuell der Frontmonat) Mitte November rund 85 €/t über dem drei Monate zuvor markierten Saisontief. Die zu diesem Zeitpunkt
notierten 540 €/t machten auf Erzeugerebene in weiten Teilen Deutschlands Erlöse von 500 €/t oder darüber möglich. Was führte zu diesem Boom, der so richtig erst Mitte September einsetzte und der bei Redaktionsschluss am 15. November keinerlei Anzeichen von Schwäche zeigte? Und was kann diesen Trend drehen?
EU-Importbedarf für Raps 2024/25 auf durchschnittlichem Niveau
Die schwachen Ernteergebnisse in der EU tragen zu dieser für die Rapsanbauer positiven Entwicklung nur einen kleinen Teil bei. Die
diesbezüglichen Schätzungen sind in den vergangenen Monaten stetig gesunken, die Korrekturen fielen zuletzt aber immer kleiner aus. Die aktuellen Erwartungen legen eine gemeinschaftsweite Erntemenge nahe, die wenige 100 000 t über oder unter der Marke von 17 Mio. t rangiert. Im Vergleich zum Vorjahresergebnis fehlen damit 2024/25 in der EU 2,5 bis 3 Mio. t Raps. Die Lücke zum fünfjährigen Mittelwert
fällt mit 0,5 bis 1 Mio. t kleiner aus. Weil die EU in Sachen Raps chronisch unterversorgt ist – die Zukäufe am Weltmarkt während der vergangenen fünf Jahre betrugen durchschnittlich 5,9 Mio. t – lockt allein die Aussicht auf notwendige Zukäufe von schätzungsweise 6 Mio. t niemanden hinter dem Ofen hervor. Allerdings basiert beispielsweise die Importerwartung der EU-Kommission (5,9 Mio. t) auf der Annahme einer im Jahresvergleich deutlich rückläufigen Rapsverarbeitung der Ölmühlen (– 1,7 Mio. t). Dahinter steckt die Annahme, dass am Weltmarkt nicht mehr Raps beschafft werden kann. Und hier kommt der erste wichtige Aspekt ins Spiel: Kanada.