Düngermarkt. Preisrisiken kommen vor allem aus Brüssel
Energiekosten sind das eine, die eher schwache Nachfrage bei niedrigen Agrarpreisen das andere. Viel entscheidender sind aber Bestrebungen in Brüssel, Düngerimporte aus Russland zu unterbinden.
Sprechen wir heute einmal nicht über Preise und deren Entwicklung. Lassen Sie uns lieber einen Blick auf das grundsätzliche Umfeld der Düngerbranche werfen. Denn da braut sich augenscheinlich einiges zusammen. Phosphor wird zum Risikofaktor Nummer 1. In der EU-Kommission wird inzwischen offen darüber gesprochen, den Import russischer Dünger zu beschränken. Entweder direkt und unverblümt, oder aber durch prohibitive Zölle. Egal mit welchem Instrument, das Ergebnis wären massiv steigende Phosphorpreise. Denn im Prinzip gibt es weltweit nur drei wirklich relevante Anbieter: China, das vor allem Südostasien und Ostafrika beliefert. Russland, von dessen Lieferungen wir abgeschnitten würden. Und Marokko/Tunesien, wo weltweit die größten Phosphorvorräte lagern. Alle anderen Lieferanten (dazu zählen auch die USA) kann man unter »ferner liefen« abhaken.
Schon jetzt Phosphor kaufen?
Ohne Russland wäre Marokko die einzige Quelle für Phosphor in der EU (die eine Mine in Finnland reichte hinten und vorne nicht). Wir hatten das schon einmal zu Beginn des Ukrainekrieges. Da zunächst kein Händler russische Ware kaufen wollte, nutzten die Marokkaner ihre Monopolstellung und verkauften DAP nach Europa um 200 US-$/t teurer als nach Brasilien, das ohne Bedenken russische Ware kaufte. Blockieren wir die inzwischen wieder offenen Zugänge zu russischen Lieferungen, droht das gleiche: massiv steigende Preise für die einzig verfügbare Ware aus Nordafrika (inklusive der Rohstoffe für Lifosa in Litauen). Das Ergebnis ist jedenfalls sicher: Ohne russische Lieferungen werden die Phosphatpreise massiv steigen. Die Zeitachse einer solchen Entscheidung liegt irgendwo von Jahresende bis zum Frühjahr. Aber schon die Diskussion im Vorfeld wird eine Preiswirkung haben. Sprechen wir also nicht über Preise, sondern Zeiträume: Unter Risikogesichtspunkten spricht alles dafür, Phosphor jetzt schon zu kaufen.