Milchmarkt. Strafzölle als Unsicherheitsfaktor
In Deutschland und anderen Teilen der EU bremst die Blauzungenkrankheit die Milcherzeugung aus. Und am EU-Binnenmarkt lassen steigende Einkommen auf eine zunehmende Kaufbereitschaft hoffen. Beides spricht für hohe Erzeugerpreise. Allerdings schweben mögliche Strafzölle der USA und China wie ein Damoklesschwert über der Branche.
Aktuell deutet eigentlich alles darauf hin, dass sich die Erzeugererlöse in Deutschland flächendeckend bis zum Jahresende über der Marke von
50 Ct/kg Rohmilch bewegen werden. Für diese Einschätzung sprechen die fundamentalen Daten, insbesondere die erwartete Entwicklung des Rohstoffaufkommens. Die Einschränkung »eigentlich« verweist auf den großen Haken an der Sache: Sollte der Handelsstreit zwischen den USA und der EU eskalieren, und die USA Milcherzeugnisse aus der EU mit Strafzöllen belegen, könnte das alle Prognosen für die Entwicklung in den einzelnen Mitgliedstaaten und der EU als Ganzes über den Haufen werfen.
Überdurchschnittlicher Kuhbestandsabbau 2024
Ende März ließen sich am Terminmarkt für Standardrohmilch mit 4 % Fett und 3,4 % Eiweiß für die verbleibenden Monate des laufenden Kalenderjahres zwischen 50,2 und 51,5 Ct/kg absichern. Das obere Ende dieser Spanne lag zeitlich um das für November erwartete saisonale Anlieferungstief herum.
Das sind erfreuliche Nachrichten für die noch aktiven Milchviehhalter. Deren Zahl sinkt allerdings pro Jahr um etwa 2 500 (auf zuletzt rund 48 650), was einem prozentualen Rückgang im Bereich von 4,4 % entspricht. Weil überwiegend kleine Betriebe aus der Erzeugung aussteigen, liegt das prozentuale Minus bei der Kuhzahl üblicherweise nur halb so hoch. 2024 stellt eine Ausnahme dar, weil die Zahl der aus der Statistik verschwunden Kühe mit 123 000 die Vorjahreswerte um ein Drittel übersteigt (das Hochpreisjahr 2022, als die Kuhbestand nur wenig sank, einmal außen vor gelassen).