Die Verbraucher haben die Wahl
Ökolandbau. Erstmals seit den 1990er Jahren ist die Zahl der biologisch arbeitenden Landwirtschaftsbetriebe in Deutschland gesunken. Der Rückgang ist gering, Ende 2023 lag deren Zahl um 182 (0,5 %) unter der des Vorjahres. Doch diese Entwicklung hat sich abgezeichnet. Der durch eine Preiskrise im konventionellen Sektor eingeläutete Boom ab 2015 war 2019 Geschichte, seitdem geht es steil bergab. Das ähnelt den Jahren 2010 bis 2014, als das Interesse an der Umstellung fast auf null sank. Dann kam das Preistal bei konventioneller Ware. So etwas kann jederzeit wieder passieren – wir wollen es nicht hoffen – doch das zeigt: Beim Wechsel auf Bio spielt die Wirtschaftlichkeit die Hauptrolle.
Insofern ist die Entwicklung der Betriebszahlen ein Indiz dafür: Bio lohnt sich aktuell nicht. Daran ändert auch der Ruf nach mehr politischer Unterstützung bei der Umstellung oder das Bestreben des Agrarministers, den Bioanteil in öffentlichen Kantinen zu erhöhen, nichts. Das Gleiche gilt für die willkürlich gesetzte Marke von 30 % Ökofläche, die sich nicht erzwingen lässt. Zumal überhaupt nicht klar ist, welche Folgen »30 % Bio« auf die Erzeugerpreise hätte. 2023 hat gezeigt, dass der Biomilchmarkt in Deutschland gesättigt ist und auf starkes Rohstoffwachstum (+ 7 % im 1. Halbjahr) mit Preiseinbrüchen reagiert. Biofleisch wiederum ist eine Mini-Nische für Erzeuger mit einer kaufkräftigen Kundschaft ohne großes Potential. Und beim Getreide braucht es 2 ha Biofläche, um 1 ha konventionelle Erzeugung zu ersetzen. Das kann man befürworten, muss man aber nicht. Letztlich entscheiden die Verbraucher, und nicht die Politik, ob Bio eine Zukunft hat und die Branche dauerhaft wachsen kann.