In vielen Betrieben geht die Entwicklung der Milchproduktion zulasten der Jungrinderaufzucht. Diese wird entweder auf das notwendige Mindestmaß zurückgefahren oder sie wird ganz oder teilweise ausgelagert. Darüber hinaus gibt es auch Betriebe, die in der Lage sind, Zuchtrinder oder abgekalbte Jungkühe zu verkaufen. Es gibt also unterschiedliche Strategien, die alle wirtschaftlich funktionieren können. In Abhängigkeit verschiedenster Einflussgrößen können die Reproduktionskosten von unter 4 Ct bis zu mehr als 10 Ct /kg ECM variieren. Die Jungviehaufzucht ist ein durchaus kostspieliger Prozess in der Milchproduktion, von der Qualität der Aufzucht und des Tiermaterials ganz zu schweigen. Daraus leiten sich verschiedene Fragen ab:
- Wo liegen die Produktionskosten in der Milch aktuell?
- Welche Marktpreise werden für Jungkühe erzielt?
- Wo liegen die betriebsindividuellen Aufzuchtkosten?
- Eigene Jungviehaufzucht, in Dienstleistung aufziehen lassen oder zukaufen?
- Welche Variante der Reproduktion kommt infrage?
Wo liegen die Produktionskosten der Milch aktuell?
Bei Betrachtung der Produktionskennwerte der Gruppe der DLG-Spitzenbetriebe der vergangenen drei Jahre fällt auf, dass die Ergebnisse zu Tierverlusten, Reproduktionsrate und Milchleistung auf einem insgesamt hohen Niveau liegen. Durch die hohen Milchauszahlungspreise bis Ende 2022 konnten erfreulicherweise sehr gute wirtschaftliche Ergebnisse erzielt werden. Anfang 2023 sind die Milchpreise wieder sehr schnell gefallen. Die gleichermaßen gestiegenen Kosten sind – wie erwartet – weitestgehend gleich geblieben. Die Produktionskosten sind innerhalb von zwei Wirtschaftsjahren auf aktuell 48,53 Ct/kg ECM angestiegen und liegen damit nun 16,7 % über dem Niveau von 2021. Am stärksten schlagen die Kraftfutterkosten mit einem Mehr von 36 % und die Personalkosten mit einem Plus von 19,3 % zu Buche. Die wesentlichsten Ursachen sind sicher der Ukrainekrieg, die Energiekrise und die Mindestlohnerhöhung. Auch wenn zu hoffen bleibt, dass die Kostenstruktur sich insbesondere bei den Futterkosten wieder etwas relativieren wird, sind die absoluten durchschnittlichen Kostensteigerungen in nur zwei Jahren erschlagend. Um diese zu kompensieren, fehlen die Möglichkeiten in der Produktion. Der Milchmarkt muss sich auf ein langfristig deutlich höheres Niveau einstellen. Sicher ist, dass die gestiegenen Personal-, Energie- und Technikkosten nicht wieder fallen, sondern weiter ansteigen werden. Beispiele für die gestiegenen Kosten der DLG-Spitzenbetriebe zwischen 2021 und 2023 sind:
- Konzentratfutterkosten: + 385 €/Kuh,
- Kosten für Tierarzt, Medikamente und Besamung: + 32 €/Kuh,
- Direktkosten: + 556 €/Kuh,
- Personalkosten: + 140 €/Kuh,
- Produktionskosten je Kuh: + 784 €/Kuh.