Winterraps und Rapsglanzkäfer. Aktuelle Situation
Wie sieht es aktuell in den Winterrapsbeständen aus? Welche Maßnahmen sind jetzt sinnvoll und unumgänglich? Welche Schädlinge auftreten und welche Insektizide wirksam sind, verrät der folgende Beitrag von Hanse-Agro.
Die Rapsbestände präsentieren sich je nach Region und innerhalb von Regionen sehr unterschiedlich. Die Entwicklung der Bestände reicht von BBCH 51 bis BBCH 61. Entsprechend hat in warmen Regionen die Rapsblüte bereits begonnen bzw. steht kurz bevor, während sie in anderen Regionen erst in den nächsten Wochen starten wird. Gerade die Erdfloh-geschädigten Bestände aus Herbst und Frühjahr zeigen nach wie vor Wuchsdepressionen, sind sehr träge in ihrer Entwicklung und hängen deutlich zurück. Die Entwicklungsunterschiede sind neben den Regionen auch Sortenabhängig.
Die Düngung der Bestände wurde, abhängig von der Befahrbarkeit, in den letzten beiden Wochen abgeschlossen und die Nährstoffe standen den Pflanzen entsprechend zur Verfügung. Die Herbizidmaßnahmen aus diesem Jahr zeigen gegen Gräser und Dikotyle gute Wirkungsgrade. Letzte Kürzungsmaßnahmen in den Beständen stehen noch aus, um den Haupttrieb zu bremsen und die Seitentriebe weiter zu fördern. Ein starker Fungizideinsatz war meist nicht nötig, sodass bei Nachkürzungen bzw. bei einer zweiten Kürzung oft auf Produkte mit einer geringeren fungiziden und stärkeren wachstumsregulatorischen Wirkung zurückgegriffen werden konnte. Oftmals war aber eine Einmalkürzung auch ausreichend. Der Krankheitsdruck ist in diesem Jahr eher gering. Im Norden Deutschlands wurde in einigen Beständen ein leichter Befall mit Cylindrosporium festgestellt. Hierbei zeigen sich die Sorten in ihrer Anfälligkeit sehr unterschiedlich. Auch Botrytis konnte in diesem Jahr in den Beständen gefunden werden, vereinzelt kam es hierbei zu direkten Schäden an den Pflanzen.
Schädlinge
Nachdem die Düngung und Einkürzungen weitestgehend abgeschlossen sind, liegt jetzt vor allem der Fokus auf dem Schädlingszuflug. Den gesamten März hinweg kam es immer wieder zu Zuflügen der Rapsstängelrüssler, wenn auch in einem eher geringen Ausmaß. Allerdings sind sowohl der Gefleckte Kohltriebrüssler als auch der Große Rapsstängelrüssler nach wie vor am Zufliegen, weshalb es sehr wichtig ist, dass die Gelbschale nach wie vor kontrolliert werden. Da in vielen Rapsbeständen die Hauptknospe bereits freiliegt, gilt es auch auf Rapsglanzkäfer die Bestände zu kontrollieren.
Der Rapsglanzkäfer fliegt ab 12-15°C in die Bestände ein und vollzieht seinen Reifefraß durch Pollenfraß in den Rapsbeständen. Damit richtet er auch den größten Schaden in den Beständen an, solange die Knospen noch nicht geöffnet sind. Ob ein Zuflug stattfindet, lässt sich in den Gelbschalen gut erkennen, ob die Schadschwelle für einen Insektizideinsatz überschritten wird, muss man an den Pflanzen im Bestand kontrollieren. Bei einem normalen bis sehr gut entwickelten Bestand liegt die Schadschwelle bei >10 Käfern pro Haupttrieb. Die Schadschwelle halbiert sich auf >5 Käfer pro Haupttrieb bei schwachen Beständen! Aufgrund der warmen Temperaturen und Sonne am Wochenende ist mit einem deutlichen Zuflug an Rapsglanzkäfern zu rechnen. Die Bestände sollten stets kontrolliert werden und gegebenenfalls behandelt werden.
Insektizide
Da in der Gruppe der Pyrethroide II weitereichende Resistenzen bei RGK vorliegen, sollte bei einer Behandlung auf die Gruppe der Pyrethroide I oder der Neonicotinoide zurückgegriffen werden. Wenn parallel zu den Rapsglanzkäfern noch ein deutlicher Zuflug an Rapsstängelrüsslern stattfinden sollte, sollte auf Trebon (287,5 g/l Ethofenprox) gewechselt werden. Die Aufwandmenge beträgt 0,2 l/ha. Trebon hat hier als einziges Insektizid aus diesen Wirkstoffgruppen eine Zulassung für beide Schädlinge. Weiterhin hat nur gegen Rapsglanzkäfer Mospilan SG / Danjiri (200 g/l Acetamiprid) als Neonicotinoid eine Zulassung, allerdings nur bis BBCH 59, es darf keine Anwendung in der Blüte stattfinden! Aus der Klasse der Pyrethroide I hat Mavrik Vita / Evure ebenfalls eine reine Rapsglanzkäfer Zulassung. Allerdings ist Mavrik Vita das einzige Insektizid der Pyrethroide Klasse I, das in seiner Anwendung ganztägig bis zum Ende der Blüte zugelassen ist.
Falls eine Nachkürzung in den Beständen vorgenommen werden soll und mit einer Insektizidbehandlung kombiniert werden soll, ist die Einstufung der Bienengefährlichkeit zu beachten. Eine Aufstellung über die Bienengefährlichkeit dieser drei Insektizide, solo und in Mischung mit einem Fungizid, finden Sie hier.
Einige sehr weite Bestände haben bereits begonnen zu blühen, sobald die ersten Knospen des Haupttriebs sich öffnen und der Pollen frei verfügbar ist, wird der RGK vom Schädling zum Nützling und hilft bei der Bestäubung. Allerdings sollten bei einem sehr hohen Druck dann die Seitentriebe bzw. ihre Knospen auf einen Befall untersucht werden. Wenn diese stark mit deutlichen Fraßschäden befallen sein sollten, sollte über eine Insektizidmaßnahme nachgedacht werden. Fragen Sie im Zweifel Ihren Berater.
Alle empfohlene Aufwandmengen und Varianten, müssen in Abhängigkeit der konkreten Situation auf dem Schlag überprüft und gegebenenfalls angepasst werden. Halten Sie im Zweifel Rücksprache mit Ihrem Berater.
Dieser Artikel ist zuerst erschienen unter: www.hanse-agro.de