US-Strafzölle. Trumps Willkür und die Folgen
Trumps Strafzölle sorgen weltweit für Turbulenzen – nicht nur wegen ihrer Höhe, sondern wegen ihrer Unberechenbarkeit. Die Eskalationsspirale belastet Handelspartner, drückt Preise und bringt ganze Branchen ins Wanken.
Die US-Strafzölle gegen die wichtigsten Handelspartner sind das Thema der Stunde. Dabei sind noch nicht einmal die ursprünglich angekündigten Zusatzzölle an sich das Hauptproblem, denn einmal umgesetzt, könnte der Markt sich darauf einstellen und es würde wieder Ruhe zurückkehren. Nur nehmen Kanada, China und die EU die von US-Präsident Donald Trump verhängten Strafzölle nicht einfach so hin und reagieren ihrerseits mit Zusatzzöllen auf US-Waren. Damit hat eine Eskalationsspirale eingesetzt, deren Ende unvorhersehbar ist. Dass Brüssel mit den (bereits in Trumps erster Amtszeit verhängten) Zusatzzöllen beispielsweise auf Bourbon Whiskey einen Nerv trifft, zeigt Trumps wütende Reaktion, in der er Zusatzzölle von 200 % auf Wein-, Champagner und auf andere alkoholische Getränke aus Frankreich und weiteren EU-Mitgliedern androht.
Unberechenbarkeit als System
Diese und andere US-Strafzölle können so kommen, müssen es aber nicht. Und wenn doch, weiß niemand, wie lange sie gültig sind. Von der Androhung neuer und/oder höherer Strafzölle und deren Rücknahme vergehen manchmal nur wenige Stunden, so etwa im Fall der angedrohten Verdopplung des Straffzolls gegen Stahl aus Kanada. Sicher ist nur eines: Jeder Zusatzzoll wirkt sich an irgendeiner Stelle auf den Welthandel aus, und Trumps Unberechenbarkeit führt zu hoher Unsicherheit an den Märkten – und niemand kann sich sicher wähnen. Rapsöl aus Kanada ist eines der Produkte, die unter Trumps Willkür leiden. Trumps Ankündigung von Zusatzzöllen auf alle Waren aus Kanada setzte dem dortigen Aufwärtstrend der Rapspreise ein Ende. Vorbei die Sorgen um den knappen Rohstoff, stattdessen nun die Frage, wohin mit dem Rohstoff? Hier gilt es zu erwähnen, dass Kanadas Rapssektor von zwei Seiten in die Zange genommen wird: Die von China seit Mitte März erhobenen Antidumpingzölle von 100 % auf Rapsschrot und -öl aus Kanada setzen diesem Warenfluss ins Reich der Mitte faktisch ein Ende – und die Rapspreise auch in der EU unter Druck.
Trump nimmt einen Verlust an Wirtschaftskraft, eine steigende Inflation und Verluste in der US-Landwirtschaft in Kauf.
Nicht nur Landwirte und Verarbeiter in Kanada bangen um ihre Zukunft, auch viele ihrer Kollegen in den USA tun das. Dabei geht es um die negativen Folgen eines Handelskrieges auf den Absatz von US-Agrarprodukten auf den mit Trumps Strafzöllen belegten Ländern. Die Sorge ist berechtigt, denn zum einen ist deren Bedeutung für die USA immens (siehe Grafik), zum anderen kostete der ebenfalls von Trump angezettelte Handelsstreit (damals ging es »nur« um Stahlimporte) der Jahre 2018 und 2019 laut USDA die US-Landwirtschaft im Exportgeschäft rund 27 Mrd- US-$. Zu allem Überfluss sehen sich die US-Landwirte aktuell auch noch mit Budgetkürzungen in Behörden und bei Förderprogrammen konfrontiert, die in eine Zeit schwindender Profitabilität auf den Betrieben fallen.
Trump ficht die Sorge der heimischen Landwirte nicht an. Er sieht sich weiter auf Erfolgskurs und bittet die US-Landwirte, seine Entscheidung »mit ihm mitzutragen«. Dass nicht nur die US-Landwirte einen Preis für Trumps Versuch bezahlen, die Regierungen anderer Länder durch Strafzölle zu Zugeständnissen zu zwingen, zeigt die jüngste Konjunkturprognose der OECD. Die senkte Mitte März nicht nur ihre Einschätzungen für die wirtschaftliche Entwicklung in den USA, Kanada, Mexiko, der EU (und vieler weiterer Länder) für 2025. Mexiko dürfte 2025 sogar in eine bis 2026 anhaltende Rezession rutschen. Zudem erhöhte die Organisation ihre Erwartungen an die Inflationsraten dieser Länder ebenfalls merklich.
Schiffe aus China zahlen extra
Es erscheint angesichts der Zölle (und Ukrainepolitik) des Weißen Hauses nur eine Randnotiz zu sein, aber sie hat es in sich: Die Trump-Administration schlägt vor, für Schiffe unter chinesischer Flagge eine Sonderabgabe von 1 000 US-$/t Frachtkapazität und 1 Mio. US-$ maximal bei Einfahrt in einen US-Hafen zu erheben. Das wären für einen Panmax-Frachter mit 70 000 t etwa 14 US-$/t.
Auf Schiffe, die in den USA oder in anderen Ländern außer China gebaut wurden, deren Reeder aber in China gebaute Schiffe in der Flotte haben, sollen zwischen 500 000 und 1,5 Mio. US-$ fällig werden. Die genaue Höhe der Abgabe soll sich nach der Anzahl solcher Schiffe in der Flotte richten. Und wenn Reeder Aufträge für Schiffe in chinesischen Werften haben, dann werden auch für diese je Hafeneinfahrt zwischen 500 000 und 1,5 Mio. US-$ fällig – abhängig von der Anzahl der georderten Schiffe. Eine weitere Regelung sieht vor, dass 1 % aller Importe auf Schiffen unter US-Flagge erfolgen muss. Dieser Wert soll in zwei Jahren auf 3 % und in fünf Jahren auf 5 % ansteigen.
Die Schiffsflotten müssten sich neu sortieren. Noch sind das nur Vorschläge und keine Gesetze. Aber wenn das so käme, würden nicht nur Frachten in die USA teurer und auf den Weltmeeren würden sich die Schiffe neu sortieren. Vor allem würden mehr Schiffe in den kanadischen Häfen in Prince Rupert oder Vancouver beziehungsweise in den mexikanischen Pazifikhäfen Manzanillo und Lazaro Ladung löschen. Die müsste dann aber wieder per Bahn oder Lkw in die USA bewegt werden. Spürbar wären die Mehrkosten vor allem bei Massengütern, die einen geringen Wert je Tonne haben. Das sind vor allem Agrargüter. Bei Containerschiffen mit hochwertiger Ware (etwa Elektronik) wäre der Effekt auf die Produktpreise eher vernachlässigbar.