Chemische Pflanzenschutzmittel (PSM) tragen dazu bei, die Flächenproduktivität zu erhöhen und die Ertragsverluste zu mindern. Sie leisten dadurch einen wesentlichen Beitrag zur Ernährungssicherung. Jedoch tragen sie zu einem Biodiversitätsrückgang bei und ihre Abbauprodukte sind in Grund- und Oberflächengewässern zu finden. Deshalb fordert die Gesellschaft eine deutliche Reduktion, die sowohl auf europäischer Ebene im Rahmen des Green Deal und der »Farm to Fork«-Strategie als auch auf nationaler Ebene im Koalitionsvertrag der Ampelparteien oder der Ackerbaustrategie 2035 ihren Ausdruck findet.
Ein großes Manko all dieser Politikziele ist jedoch die fehlende Folgenabschätzung auf Ebene der Einzelbetriebe. Ob und wie Landwirte ihre Produktionssysteme anpassen können bzw. zu welchen Kosten, bleibt weitgehend unbeantwortet. Ebenso muss die Frage diskutiert werden, mit welchen umweltpolitischen Maßnahmen eine Reduktion auf der »breiten Ackerfläche« stattfinden soll – in Ergänzung oder anstelle bisher geplanter Maßnahmen wie der Ausweitung des Ökolandbaus oder der Ausweisung von Gebieten, in denen keine Pflanzenschutzmittel eingesetzt werden dürfen. Was bislang fehlt, ist ein konkreter Vergleich unterschiedlicher Politikmaßnahmen und eine Abschätzung der Anpassungsreaktionen sowie der damit einhergehenden Folgen unter Berücksichtigung landwirtschaftlicher Expertise.
Um diese Lücke zu schließen, wurden mögliche Anpassungsmöglichkeiten für eine Reduktion des Umweltrisikos um 25 bzw. um 50 % simuliert: ausgehend vom Status quo, mit der Unterstützung von Landwirten und anhand eines 600 ha großen Modellbetriebes. Der Modellbetrieb baut regionstypisch Zuckerrüben, W-Weizen, W-Gerste, W-Raps und Silomais an. Dazu sind zwei Punkte einschränkend zu bemerken: Die den Aussagen zugrunde liegenden Berechnungen beziehen sich ausschließlich auf ein intensives Ackerbaugebiet im Boden-Klima-Raum Südhannover. Außerdem entsprechen die Preisannahmen der Zeit »vor 2022«. Dementsprechend würden die Anpassungskosten unter Berücksichtigung höherer Getreidepreise ausfallen.