Pflanzenschutz. Nachtigall, ick hör Dir trapsen
Zukunftsprogramm Pflanzenschutz. In Teilen liest es sich deutlich versöhnlicher als das Diskussionspapier vom Frühjahr, wobei dies vor
allem der Wortwahl und weniger den Inhalten geschuldet ist. Denn das Ziel, die Verwendung und das Risiko von Pflanzenschutzmitteln bis 2030 zu halbieren, bleibt.
Neu sind Bezugsgröße und Zeitraum: So zählt der durchschnittliche Gesamteinsatz in Deutschland im Vergleich zu 2011 bis 2013. Blöd nur, dass es gar keine Zahlen zum tatsächlichen Pflanzenschutzeinsatz gibt. Die soll ab 2026 die dann verpflichtende elektronische Dokumentation liefern. Bis dahin will man auf die jährlichen Verkaufszahlen zurückgreifen. Verkauf und Einsatz sind aber zwei paar Schuhe. Ziemlich wacklige Beine, auf denen das Programm steht, bedenkt man, was es für die Branche bedeutet. Unter den zahlreich aufgeführten Maßnahmen zur Reduktion des chemisch-synthetischen Pflanzenschutzes fällt eine besonders auf: So soll allein ein flächendeckender Einsatz des heutigen Stands der Pflanzenschutztechnik bis zu 25 % einsparen. Aber was ist damit gemeint – die Flächenspritze Baujahr 2005 oder doch Spot-Spraying? Können sich dann nur noch Betriebe größer 1 000 ha eigene Pflanzenschutztechnik leisten?
Weite Teile des Programms, die 50 % vorneweg, bleiben unrealistisch und dürften weiter auf Ablehnung stoßen. Zumal nur knapp sechs Jahre bleiben – vielleicht auch nur zwei, denn 2026 ist ein Zwischenbericht geplant, um bei Bedarf nachzusteuern. Aber was darf man hier schon angesichts der fragilen Datenbasis erwarten? Nachtigall, ick hör dir trapsen. Schlägt am Ende doch das Ordnungsrecht zu?