Milch. Haltungsformstufen und Aussichten
Entwicklungen bei den Haltungsformstufen und Aussichten für die Kombihaltung – das waren nur einige der Themen, die beim DBV-Fachforum Milch am Rande der Grünen Woche diskutiert wurden.
Der Weg zu höheren Haltungsformstufen in der Milchproduktion ist unaufhaltsam und muss von allen Akteuren der Wertschöpfungskette gemeinsam gegangen werden. Darüber waren sich die Teilnehmer auf dem Podium einig. Die Erzeuger müssen aber auch die Chance haben, ihn mitzugehen und dafür gerecht entlohnt zu werden.
Die privatwirtschaftliche Haltungskennzeichnung trägt dazu bei. Ludwig Börger, QM-Milch Geschäftsführer, sagte: „Unser Programm funktioniert bundesweit, das zeigen bereits fast 2000 zertifizierte Betriebe und für 2024 erwarten wir eine Steigerung auf 4000.“ Dabei liege der klare Fokus künftig auf der Haltungsform 3 mit QM++. „Allerdings sorge der Staat mit seinem Tierhaltungskennzeichnungsgesetz für Unsicherheit und mangelnde Planungssicherheit mit teilweise anderen Kriterien und Stufen. Und zwar nicht nur im Schweinebereich, sondern bereits auch schon im Milchsektor. Mit der erweiterten Haltungsformkennzeichnung von vier auf die fünfte Stufe für Bio hat die Privatwirtschaft darauf reagiert. „Auch QM+ und die Haltungsform 2 wird es weiterhin geben, es wird aber nicht die ursprünglich angedachte Branchenlösung werden“, sagte Börger.
Auch beim Discounter Lidl geht der Weg langfristig Richtung Haltungsstufe 3, die ab 2024 zunächst bei Trinkmilch gelistet wird. Hendrik Wiedenroth von Lidl betonte: „Das soll aber einhergehen mit einem steigenden Anteil an Produkten aus der deutschen Landwirtschaft in unserem Sortiment“.
Lidl wird aber auch die Haltungsstufe 2 bei den Milchbasisprodukten und Käse auf längere Sicht noch weiter anbieten. „Ein Grund dafür ist die Warenverfügbarkeit“, sagte Wiedenroth. Zudem bietet das QM Milch-Programm für die Betriebe mit Anbindehaltung in Haltungsform 1 die Chance, in die Kombihaltung und Haltungsform 2 zu gehen und so zumindest für eine Übergangszeit einen Platz im Lidl-Sortiment zu haben. Natürlich immer unter der Voraussetzung, dass sie gesetzlich erlaubt bleibt. Lidl habe bewusst noch kein Ausstiegsdatum für die Haltungsstufe 2 festgelegt, sagte Wiedenroth.
„Die Milchbranche bewegt sich bei der Haltungskennzeichnung viel schneller als die Politik“, sagte Kasper Thormod Nielsen von der Molkereigenossenschaft Arla. „Wir als Branche erwarten von der Politik klare, breite Rahmenbedingungen, denn wir sind in der Lage, unheimlich viel selbst zu gestalten“.
Roswitha Geyer-Fäßler, Vize-Präsidentin des Landesbauernverbandes Baden-Württemberg schätzte, dass ein Drittel der dortigen Betriebe in Haltungsform 3 kommen kann. Sie gab zu bedenken: „Was passiert mit den Landschaften im Schwarzwald und im Allgäu, wenn gewisse Haltungsstufen nicht mehr gefragt sind?“, und forderte, „hier muss die Politik reagieren“.