Kohlhernie in Raps breitet sich immer weiter aus. Chemisch lässt sich der Erreger nicht bekämpfen. Neben einer weiten Fruchtfolge, dem Anbau resistenter Sorten und dem Kalken des Bodens gibt es auch neue Ansätze wie den biologischen Pflanzenschutz oder ozonisiertes Wasser. Nazanin Zamani Noor stellt Ergebnisse einer Langzeitstudie vor.
Nachdem der Rapsanbau bei uns zwischenzeitlich etwas zurückgegangen ist, haben die hohen Preise aktuell wieder zu einem Anbau von über einer Mio. ha geführt. Und auch europaweit zählt Raps zu den wichtigsten Nutzpflanzen. Diese weite Verbreitung und enge Fruchtfolgen begünstigen die Ausbreitung von Pflanzenkrankheiten. Die Kohlhernie, verursacht durch Plasmodiophora brassicae, als typische Fruchtfolgekrankheit breitet sich daher unaufhaltsam aus und stellt viele Agrarbetriebe vor große Probleme. Chemischer Pflanzenschutz gegen den Erreger der Kohlhernie steht nicht zur Verfügung. Wie lässt sie sich kontrollieren?
Für die »10-Jahres-Studie über die Kohlhernie im Winterraps (2012 – 2022)« wurden seit 2013 Landwirte, Züchter und landwirtschaftliche Berater aus verschiedenen Bundesländern gebeten, Gallen- und Bodenproben von infizierten Feldern einzuschicken. Die Ergebnisse zeigen, dass sich die Kohlhernie in vielen Regionen Deutschlands zu einer der bedeutendsten Krankheiten im Winterraps entwickelt hat. Der Anbau resistenter Sorten scheint oft die letzte Rettung gegen die Ausbreitung der Kohlhernie. Allerdings basieren alle derzeit auf dem Markt befindlichen resistenten Sorten auf demselben Resistenzgen. Diese Konzentration auf eine Resistenz führte in der jüngstenVergangenheit bereits zur Bildung von Mutationen, die sogar aggressiver als die Ursprungserreger auftreten und die Gefahr der Resistenzbrechung erhöhen. Neue Pathotypen von Plasmodiophora brassicae, die sich in den vergangenen Jahren entwickeln konnten, sind das neue, große Problem im Rapsanbau.
Ertragsschaden durch befallene Wurzeln
Die Krankheit wird von dem Erreger Plasmodiophora brassicae hervorgerufen. Der Parasit dringt in die Wurzelhaare und später auch in die Wurzelrinde ein und verursacht Gewebewucherungen. Die in den Wucherungen gebildeten Dauersporen können im Boden bis zu 20 Jahren überleben. Die befallenen Rapspflanzen weisen große, knollenartige Verdickungen der Wurzeln auf. Durch den dann geringen Feinwurzelanteil und die gestörten Leitbahnen tritt ein Wasser- und Nährstoffmangel auf, die Pflanzen entwickeln sich schlecht. Es entstehen hohe Ertragsverluste bis hin zum Totalausfall. F
Zu den vorbeugenden Maßnahmen, mit denen sich die Kohlhernie eindämmen lässt, gehört natürlich eine möglichst weit gestellte Fruchtfolge mit einer vier- bis fünfjährigen Unterbrechung zwischen Brassica-Kulturen. Dazu gehört auch, keine Kreuzblütler als Zwischenkulturen anzubauen. Und die konsequente Bekämpfung von Unkräutern aus der Familie der Kreuzblütler in der gesamten Fruchtfolge ist wichtig. Ausfallraps trägt ebenfalls zur Vermehrung des Erregers im Boden bei und sollte daher bis zum 4-Blatt-Stadium beseitigt werden. Früh gesäter Raps wird häufiger und stärker befallen als spät gesäter. Denn kühle Temperaturen hemmen die Keimung und das Wachstum des Erregers. Eine hohe Bodenfeuchtigkeit und eine Bodentemperatur von über 15 °C fördern den Befall mit Kohlhernie. Insbesondere ist für die Fortbewegung der Zoosporen freies Wasser erforderlich. Eine saure Bodenreaktion fördert die Keimung der Dauersporen und die Entwicklung der Plasmodien. Bodenverdichtungen und damit Staunässe sind daher krankheitsfördernd und sollten vermieden werden Auch eine Kalkung des Bodens mit Calciumcarbonat kann sinnvoll sein. Ein pH-Wert des Bodens von über 7 reduziert in der Regel die Entwicklung des Parasiten und den Befall durch die Kohlhernie. Die Anwendung von Kalkstickstoff mindert auch den Befall durch die Kohlhernie. Er schaltet im Boden die Zoosporen der Kohlhernie aus und hemmt das Auskeimen der Dauersporen. In der 10-JahresStudie wurde die Anwendung von Calciumcyanamid vor der Aussaat von Raps (300kg/ha), jeweils vor und nach der Aussaat (150 +150 kg/ha) und nach derAussaat (300 kg/ha) verglichen. Der Krankheitsdruck ließ sich vor allem mit der letztenVariante verringern.
Die Studie zeigt auch neue, kurative Ansätze, die Kohlhernie einzudämmen.
Mit dem Ziel, einen biologischen Pflanzenschutz zu etablieren, wurden in den zurückliegenden Jahren sowohl Bakterien als auch Pilze auf ihr Kontrollpotential getestet. Das Potential des endophytischen Pilzes Acremonium alternatum wurde im Vergleich mit einer anfälligen und einer resistenten Rapssorte sowie verschieden virulenten P. brassicae-Isolaten unter Gewächshausbedingungen untersucht. Die Ergebnisse zeigen, dass die Reduktion der Krankheitssymptome der Kohlhernie durch den Pilz A. alternatum teilweise möglich ist. Allerdings scheint dies abhängig von der Rapssorte und auch von den P. brassicae-Isolaten zu sein: Die anfällige SorteVisby zeigt beiVerwendung der Isolate P1 und P1+ keine Reduktion der Symptome. Die resistente Sorte Mentor zeigte dagegen bis zu einem gewissen Grad eine Reduktion der Symptome (Grafik). Während oft kein starker Effekt auf die Krankheitssymptome zu beobachten war, konnten beide Rapssorten bei der gleichzeitigen Behandlung mit P. brassicae und A. alternatum aber ein verbessertes oberirdisches Wachstum ausbilden. Dies könnte zu einer Erhöhung des Rapsertrages trotz Wurzelsymptomen führen.
Ozoniertes Wasser – ein weiterer neuer Ansatz. Ozonisiertes Wasser wird oft als Desinfektionsmittel verwendet, da Ozon ein starkes Oxidationsmittel ist und eine breite Palette von Bakterien,Viren und anderen Mikroorganismen abtöten kann. Es könnte sich daher auch zur Eindämmung der Kohlhernie eignen. Erste Forschungsergebnisse unter Gewächshausbedingungen haben gezeigt, dass die Verwendung ozonierten Wassers dazu beitragen kann, das Wachstum des Pathogens zu hemmen und das Auftreten von Kohlherniebefall in Raps zu reduzieren. Weitere Versuche sind nötig, um den Effekt auf Kohlhernie zu prüfen.
Fazit. Die Bekämpfung der Kohlhernie bleibt schwierig. Wegen des Auftretens neuer aggressiver Pathotypen von Plasmodiophora brassicae sollten die kohlhernieresistenten Rapssorten zusätzliche Unterstützung bekommen. Neue Ansätze wie der biologische Pflanzenschutz oder die Wirkung von ozonisiertem Wasser auf die Lebensfähigkeit und Keimung von Plasmodiophora brassicae-Dauersporen sollten weiter erforscht werden. Derzeit bleiben zur Eindämmung der Kohlhernie nur die Ansätze aus dem Integrierten Pflanzenbau. Feldhygiene, eine weite Fruchtfolge ohne den Anbau von Kruziferarten, spätere Saattermine, Kalkung des Bodens und der Anbau resistenter Sorten – das sind nach wie vor entscheidende Instrumente.