AgriGuide-App. Der Weg zum digitalen Etikett

Eine App soll Ihnen künftig dabei helfen, bei der Anwendung von Pflanzenschutzmitteln alles richtig zu machen – und das dann auch nachweisen zu können. Frederike Zeibig stellt die Idee vor.

Pflanzenschutzmittel unterliegen nicht nur strengen Zulassungsprüfungen. Dazu kommen immer komplexere Anwendungsbestimmungen, die es für Landwirte kompliziert machen. Vor diesem Hintergrund hat der europäische Dachverband CropLife Europe (CLE) mit dem Industrieverband Agrar (IVA) eine App entwickelt – »AgriGuide«. Diese App zielt darauf ab, die Suche nach aktuellen Informationen zum Pflanzenschutzmitteletikett zu vereinfachen. Seit Frühjahr 2024 befindet sie sich in der Pilotphase.

Im ersten Schritt wird eine internationale Datenbank aufgebaut, in der der gesamte Inhalt des Pflanzenschutz-Etiketts digitalisiert
wird – sehr hilfreich bei sich ändernden Anwendungsbestimmungen. Das digitale Etikett können Anwenderinnen und Anwender von PSM mittels Smartphone-App oder per Webanwendung abrufen, die direkt auf die Informationen der Datenbank zugreifen. Nach Abschluss der Pilotphase ist AgriGuide für alle frei zugänglich.

Die App kann in einem Appstore heruntergeladen werden, die Webanwendung wird mittels Link aufgerufen. Es kann ein Nutzerprofil angelegt werden, um favorisierte Produkte zu speichern und die App-Anwendung zu personalisieren. Da Agri-Guide frei zugänglich ist, kann die Nutzung aber auch über die Anmeldung als Gast erfolgen (weitere Informationen finden Sie unter www.agriguide.eu/de/
deutschland/).

AgriGuide bietet drei verschiedene Suchfunktionen, um zum digitalen Etikett zu gelangen. Zum einen kann direkt nach einem konkreten Pflanzenschutzmittel über den Produktnamen gesucht werden. Es gibt aber auch eine Übersicht über Herbizide, Fungizide und Insektizide sowie Pflanzenschutzmittel je nach Kulturen. Für einen noch schnelleren Zugang zum digitalen Etikett hat AgriGuide eine Scanfunktion, die den Strichcode oder den 2D-Matrixcode eines Produktes ausliest. Der Nutzer wird dann direkt auf das
zugehörige Etikett weitergeleitet.

Verschiedene Reiter – »Formulierung«, »Zulassung«, »Gefahrstoffkennzeichnung« – geben Informationen zum Produkt. Daneben gibt es auch alle Details zu Sicherheitsinformationen wie z.B. zur Schutzausrüstung, Erste-Hilfe-Maßnahmen sowie Hinweise für den Arzt. Unter »Nebenwirkungen« finden sich Informationen zum Nachbau und Kulturverträglichkeit. Weiterhin werden »Hinweise zur Resistenz« und »Lagerung« aufgeführt.

Eine wichtige Kategorie ist die »Gebrauchsanleitung«, die in AgriGuide für alle Etiketten aufgezeigt ist. Der Anwender erhält zuerst eine Übersicht über alle zugelassenen Produktanwendungen, die nach Kultur und Schädling bzw. Krankheit gefiltert werden können. Jede individuelle Produktanwendung enthält Informationen zum Behandlungsfenster, Aufwandmenge und Wasseraufwand, Anzahl der Anwendungen, Wartezeiten, Anweisungen zur Anwendung sowie Spritztechnik, Einschränkungen der Mischbarkeit und Gerätereinigung sowie spezifische Auflagen. Seit Frühjahr 2024 testen Landwirte in Deutschland, Italien und Rumänien die App. Sie sehen einen Vorteil auch darin, dass im Vergleich zum Papieretikett am Kanister die Informationen in der App mittels der Kacheln schnell aufzufinden seien, sodass Zeit gespart werden könne. Auch die Scanfunction wurde als sehr hilfreich wahrgenommen. In einem nächsten Schritt soll der Kreis der Tester erweitert werden.

Ab 2026 wird eine Aufzeichnung der Pflanzenschutzmittelanwendungen in einem maschinelesbaren Format verpflichtend für alle beruflichen Anwender (Durchführungsverordnung (EU) 564/2023). Auch dafür ist eine Funktion in AgriGuide vorgesehen. Derzeit wird an der entsprechenden Dokumentationsfunktion gearbeitet. AgriGuide soll künftig auch bei der feldspezifischen Applikation hilfreich sein. Durch die Einführung eines digitalen, maschinenlesbaren Etiketts können Informationen wie Abstandsauflagen zu Gewässern
direkt von der Software und der Pflanzenschutzspritze abgelesen und berücksichtigt werden. Mit der geeigneten Technologie erhält der Landwirt einen intelligenten Assistenten, der während der Anwendung Hinweise gibt, ob das Pflanzenschutzmittel gemäß den Vorschriften ausgebracht wird. Darüber hinaus können Düsen automatisch abgeschaltet werden. Damit bildet das digitale, maschinenlesbare Etikett einen Grundbaustein für die Präzisionslandwirtschaft.