Agrarnaturschutz: Kooperation für mehr Biodiversität
Inzwischen ist die biologische Vielfalt stark bedroht – auch in der Agrarlandschaft. Der Schutz von Arten, Wasser, Klima oder Boden erfordert eine überbetriebliche Herangehensweise. Das Verbundprojekt KOMBI im Bundesprogramm Biologische Vielfalt will die Zusammenarbeit von Landwirten im Agrarnaturschutz fördern. In Kooperation mit Naturschützern und weiteren lokalen Akteuren sollen gemeinsame Naturschutzziele in der Landwirtschaft so effektiver erreicht werden. In vier Modellregionen in Deutschland werden in den kommenden fünf Jahren kooperative Ansätze in der Praxis erprobt. Getragen wird das Projekt von der Umweltschutzorganisation WWF, der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG e.V.), dem Deutschen Verband für Landschaftspflege e.V. und sieben weiteren Organisationen.
Heike Vesper, Geschäftsführerin Transformation und Politik beim WWF: „Unsere Agrarlandschaften sind wichtige ökologische Netzwerke und Heimat für viele Arten. Das Verbundprojekt KOMBI will Wege finden, um Naturschutz und Landwirtschaft effektiver zu verknüpfen und Förderinstrumente besser zu nutzen. KOMBI setzt auf die Kraft gemeinschaftlichen Handelns: Landwirte schauen über Betriebsgrenzen hinweg auf die Agrarlandschaft und gestalten den Natur- und Umweltschutz gemeinsam und mit erfahrenen Naturschützern. Damit entwickeln sie wirkungsvollere, regional abgestimmte Maßnahmen. Und sie verringern bei der Förderung den Aufwand für ihre Betriebe und Behörden.“
Dr. Lothar Hövelmann, Hauptgeschäftsführer der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG e.V.): „Landwirtinnen und Landwirte stehen im harten Wettbewerb auf regionalen, nationalen und internationalen Märkten und müssen ihre Betriebe produktiv und effizient organisieren. Daher ist Kooperation unter den Betrieben wichtig, bei der Produktion ebenso wie beim Umwelt- und Ressourcenschutz. Das KOMBI-Projekt zielt auf überbetriebliche Zusammenarbeit bei der Förderung der Biodiversität, das kann die Effizienz der Maßnahmen erheblich steigern. Mehr Artenvielfalt, weniger Verwaltung, innovative und praktikable Strukturen und Prozesse für den Artenschutz, dafür engagieren wir uns im KOMBI-Projekt.“
Maria Noichl, MdEP, Vorsitzende des Deutschen Verbands für Landschaftspflege: „Die überbetriebliche Zusammenarbeit von Landwirte gemeinsam mit Naturschutz und Kommunen ist bei Landschaftspflegeorganisationen seit über 30 Jahren Tagesgeschäft, um gemeinsame Naturschutzziele zu erreichen. Diese Erfahrungen möchten wir nutzen, um innovative kooperative Ansätze für den Agrarnaturschutz zu entwickeln, die sowohl auf Landes- als auch Bundesebene den Diskurs um die künftige GAP-Förderperiode bereichern.“
Hintergrund
Das Projekt „KOMBI – kollektive Modelle zur Förderung der Biodiversität“ (2023-2028) stößt kooperative Strukturen und Prozesse zwischen Landwirten an und vernetzt Akteure für den Agrarnaturschutz. Erfahrene Naturschützer unterstützen die überbetriebliche Planung, Umsetzung und Förderung der Maßnahmen in vier Modellregionen in Baden-Württemberg, Brandenburg, Hessen und Sachsen. KOMBI will so die Effektivität von Agrarnaturschutzmaßnahmen – z. B. die ökologische Aufwertung von Grünland, die Biotopvernetzung, die Streuobstwiesenpflege oder den Feldvogelschutz – steigern und gleichzeitig die Prozesse rund um deren Beantragung und Förderung vereinfachen.
Dazu bringt das Projekt zehn Partner mit breiter Expertise zusammen: den WWF Deutschland als Gesamtprojektleitung, die Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG e.V.) als Schnittstelle zu den Landwirten und den Deutschen Verband für Landschaftspflege (DVL) e.V. als Koordinierungsstelle für die Landschaftspflegeverbände in den Modellregionen. Dort setzen der Verein für Landschaftspflege Potsdamer Kulturlandschaft e.V., der Landschaftserhaltungsverband Breisgau-Hochschwarzwald e.V., die Landschaftspflegevereinigung Lahn-Dill e.V. und der Landschaftspflegeverband Sächsische Schweiz-Osterzgebirge e.V. das Projekt in der Praxis um. Die agrarökologische, agrarökonomische und sozioökonomische Begleitforschung führen die Justus-Liebig-Universität Gießen, die Christian-Albrechts-Universität zu Kiel und das Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) e.V. durch. Aus den Erkenntnissen zur Wirksamkeit des kooperativen Ansatzes entwickelt KOMBI Empfehlungen für die Landes- und Bundespolitik sowie auf EU-Ebene, um die Förderinstrumente für den Agrarnaturschutz zu verbessern.
KOMBI wird mit rund 9,2 Millionen Euro im Bundesprogramm Biologische Vielfalt durch das Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz gefördert. Kofinanziert wird es vom Hessischen Ministerium für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, dem Baden-Württembergischen Ministerium für Umwelt, Klimaschutz und Energiewirtschaft und dem Sächsischen Staatsministerium für Energie, Klimaschutz, Umwelt und Landwirtschaft.