Schweinen wird unter intensiven Haltungsbedingungen ein grundsätzliches Beschäftigungsdefizit unterstellt. Denn die auf Futteraufnahme gezüchteten Tiere haben eine hohe Affinität zum Futter, benötigen zum Fressen aber nur wenig Zeit. Ein Mangel an Beschäftigung kann dazu führen, dass Buchtenpartner als Ersatzobjekte für fehlgeleitetes Erkundungsverhalten dienen. Schwanzbeißen ist eine mögliche Folge. Doch wie lange beschäftigen sich Ferkel in der für Schwanzbeißen kritischen Aufzuchtphase eigentlich mit der Futteraufnahme?
Videoanalyse des Fressverhaltens
Nachhaltige Beschäftigung von Schweinen ist nur möglich, wenn sie einen Bezug zum Futteraufnahmeverhalten hat. Vor diesem Hintergrund entstand das Konzept der Beschäftigungsfütterung getrennt vom Hauptfutter. Es hat sich in Untersuchungen mit Aufzuchtferkeln aber auch gezeigt, dass bereits im Fütterungsverfahren selbst ein unterschiedliches Potential angelegt ist, Gesundheit und Tierverhalten zu beeinflussen. Um die Effekte zu quantifizieren, wurde das Futteraufnahmeverhalten von 132 Aufzuchtferkeln bei Trocken-, Brei- und Flüssigfütterung über 48 Stunden Videoanalyse in Echtzeit untersucht. Zusätzlich hatten allen Ferkel Zugang zu Beschäftigungsfutter (Luzernepellets, Wühlerde). Die Ferkel hatten ein Durchschnittsgewicht von 15 kg. Je Bucht wurden drei Tiere verschiedener Gewichtskategorien (klein, mittel, groß) ausgewählt und ihr Zeitverbrauch für die Aufnahme von Haupt- und Beschäftigungsfutter exakt gemessen. Übersicht 1 zeigt wesentliche Parameter der Futter- und Wasserversorgung der Versuchsgruppen.