Viele Molkereien in Deutschland fordern ihre Milcherzeuger auf, eine Klimabilanzierung durchzuführen. In Dänemark soll eine Klimasteuer für die Milchviehhaltung eingeführt werden, Neuseeland hat die Pläne dafür gerade abgesagt. Fest steht: Das Thema Emissionen ist längst in der Milchviehhaltung angekommen. Für die Landwirte bedeutet das vor allen Dingen Verunsicherung darüber, ob und wie sie ihre Betriebe in Zukunft weiterentwickeln können und welche Auswirkungen Klimaschutzmaßnahmen auf ihr Produktionssystem haben.
Es gibt diverse einzelbetriebliche Handlungsmöglichkeiten und Maßnahmen zur Emissionsminderung. Doch entscheidend sind die damit verbundenen Änderungen der Produktionskosten. Lohnt sich Klimaschutz für die Betriebe? Und wenn nicht: Welche Kosten müssten – im besten Fall – über die Wertschöpfungskette weitergegeben werden?
Daher macht es Sinn, sie anhand eines Beispielbetriebs zu betrachten. Gerechnet wird mit den Daten eines Milchviehbetriebs mit 330 Holstein-Kühen aus einer nordwestdeutschen Grünlandregion: Der Betrieb bewirtschaftet rund 300 ha und erreicht eine Milchleistung von 10 100 kg ECM (energiekorrigierte Milch) je Kuh und Jahr. Zurzeit liegen die Emissionen bei 1,03 kg CO2-Äq. (Kohlendioxid-Äquivalent) je kg Milch, bzw. 10 414 kg CO2-Äq. je Kuh und Jahr. Bei dieser Rechnung sind die Emissionen aus organischen Böden nicht berücksichtigt.
Um für den Betrieb passende Minderungsmaßnahmen zu identifizieren, lohnt ein Blick in die Klimabilanz (Grafik 1). Die Emissionen aus der Pansenverdauung, aus der Herstellung der Futtermittel und aus der Bestandsergänzung machen die größten Anteile an den Gesamtemissionen aus. An vierter Stelle folgt das Wirtschaftsdüngermanagement. Maßnahmen sollten also so gewählt werden, dass sie in diesen vier Bereichen für Emissionsreduktion sorgen, denn hier sitzen die größten Hebel zur Verringerung der Emissionen.