DLG-Wintertagung: „Nachhaltiger Produktivitätsfortschritt“ als neues Konzept
Angesichts des Klimawandels, Artensterbens und geopolitischer Krisen braucht es ein erweitertes Verständnis von Produktivität, das auch natürliche Ressourcen, Tierwohl, Biodiversität und Emissionen berücksichtigt. Das neue Konzept: „Nachhaltiger Produktivitätsfortschritt“ für eine zukunftsfähige Landwirtschaft. Ein Rückblick mit den wichtigsten Erkenntnissen von der DLG-Wintertagung 2025.
"Weder Höchstertrag noch Inputbeschränkung für sich genommen sind die Lösung", erläuterte DLG-Präsident Hubertus Paetow auf der DLG-Wintertagung 2025 im westfälischen Münster. Unter dem Eindruck eines sich verstärkenden Klimawandels und des anhaltenden Artensterbens sowie der geopolitischen Krisen zeige sich die Schwäche des bisherigen Verständnisses von nachhaltiger Entwicklung in Deutschland und Europa. Benötigt werde ein erweiterter Produktivitätsbegriff, der neben den klassischen Faktoren Boden, Arbeit und Kapital auch den Verbrauch natürlicher Ressourcen, Tierwohl, Biodiversitätsverlust und Treibhausgasemission in die Bewertung einbezieht. Dabei gehe es nicht nur um möglichst hohe Flächenerträge, Tageszunahmen und Milchleistungen oder um möglichst wenig Pflanzenschutzmittel oder Stickstoffdünger. Unter den Bruchstrich gehören auch möglichst geringe Treibhausgasemissionen, Biodiversitätsverluste und Beeinträchtigungen des Tierwohls. "Nachhaltiger Produktivitätsfortschritt" lautet dieses neue Konzept nachhaltigen Wachstums.
Chancen des digitalen Fortschritts nutzen
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Dabei ist nachhaltiger Produktivitätsfortschritt nicht nur Grundvoraussetzung für die Wirtschaftlichkeit des landwirtschaftlichen Betriebs im Einzelnen, sondern gleichzeitig für den Beitrag der Landwirtschaft zu einem gesamtgesellschaftlich hohen Wohlstandsniveau. Das neue Paradigma des nachhaltigen Produktivitätsfortschritts müsse daher durch technische Innovationen und Verfahrensinnovationen flankiert werden: „Die Chancen des digitalen Fortschritts für nachhaltiges Produktivitätswachstum sind vorhanden, werden aber bei Weitem noch nicht ausreichend genutzt“, sagte Paetow dazu.
In seiner sehr inspirierenden Keynote zeichnete Prof. Andreas Rödder, Leiter der Denkfabrik Republik 21, das positive Szenario einer politisch-gesellschaftlichen Kurskorrektur nach der Bundestagswahl in Form des Dreiklangs Emissionen reduzieren, Ressourcen mobilisieren und global denken. Wenn man dies für die Landwirtschaft anwendet, lautet die neue Trias: Versorgungssicherheit und Ernährungsqualität, Bezahlbarkeit und Umweltfreundlichkeit. "Landwirte sollten selbstbewusst in der Öffentlichkeit zu ihrer Haltung und dem Konzept einer nachhaltigen Produktionssteigerung stehen", bekräftigte Rödder in der Podiumsdiskussion.
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