Digitalisierung. Vernetzt in Stall und Feld
Daten über Daten, aber was tun damit? Bisher blieben wichtige Informationen aus Feld und Stall oft nicht ausreichend genutzt. Das soll das »Milk Sustainability Center« ändern.
Eine Fülle von Daten, ja sogar eine ganze Datenflut, stehen modernen Milchviehbetrieben zur Verfügung. Verschiedenste Sensoren und Maschinen liefern ihnen wichtige Informationen vom Acker, dem Grünland und aus dem Stall. Doch der Knackpunkt ist nicht die Erfassung
der Daten, sondern ihre Vernetzung und Nutzung. Wenn dies nicht gelingt, helfen die besten Zahlen und Fakten über den Betrieb nur wenig. Bisher fehlte eine einheitliche Plattform, um die Vielzahl der Daten zu bündeln, miteinander zu verbinden und auszuwerten. Eine Lösung für dieses Problem bietet nun das neue Milk Sustainability Center (MSC) von John Deere und DeLaval.
Die Plattform unterstützt Landwirte dabei, sowohl ihre Betriebe zu optimieren und Umweltauswirkungen zu reduzieren als auch den wachsenden Anforderungen an nachhaltiges Wirtschaften in der Milchproduktion gerecht zu werden. Das digitale Ökosystem will Milchviehbetrieben bei der Umsetzung einer effizienteren und nachhaltigeren Produktion unter die Arme greifen.
Zwei verschiedene Produktionszyklen
Klassischerweise kümmert sich ein Tierhalter um zwei verschiedene Produktionszyklen: den Pflanzen- und den Tierproduktionskreislauf. Der Schlüssel für ein erfolgreiches Wirtschaften und die Basis für die richtigen Entscheidungen sind das richtige Planen, Ausführen und
Analysieren beider Kreisläufe. Betriebsleiter gehen dafür mit einer großen Anzahl Maschinen, Ausbringungstechniken und (digitalen) Tools verschiedener Hersteller um. Größtenteils ist der Erfolg abhängig von den richtigen Entscheidungen des Landwirtes im Verlauf des Produktionszyklus, großen Einfluss haben auch externe Faktoren wie Wetter und anderen Umweltbedingungen. Dass nun die beiden
Produktionskreisläufe besser miteinander vernetzt werden können, ist eine große Arbeitserleichterung für den Landwirt.
Ganzheitlicher Überblick
Was ist neu? Die komplexen und verknüpften Daten aus Feld und Stall ermöglichen breite Einblicke in den Betrieb und einen ganzheitlichen Überblick. Die Sensordaten, die John Deere auf dem Feld und De Laval im Stall gewinnen, werden automatisch und zentral gespeichert. Das
MSC automatisiert den Datenfluss für die bekanntesten Sensoren des Pflanzenbaus und der Milchproduktion, um die manuelle
Datenerfassung und -speicherung zu minimalisieren. Enthalten im MSC sind 140 Schlüsselkennzahlen (KPI), z. B. zum Herdenmanagement, zur Milchleistung, der Futtereffizienz, den Erntemengen, der Futterqualität, der Gülleeffizienz, den Nährstoffkreisläufen und dem CO2-Fußabdruck. Die Schlüsselkennzahlen werden monatlich, vierteljährlich und jährlich kalkuliert. Durch Filter können gewünschte Parameter jeweils miteinander verknüpft werden.
Die Milchviehhalter können das Milk Sustainability Center nutzen, um ihre Nährstoffeffizienz (Nutrient Use Efficiency, NUE) für Stickstoff, Phosphor, Kalium sowie CO2 für ihren kompletten Betrieb, einzelne Schläge oder ihre Herde zu überwachen. Der Landwirt kann auch seinem Berater, Vertriebspartner oder Tierarzt erlauben, darauf zuzugreifen. Das MSC hilft Milchviehhaltern außerdem, ihre Leistung mit anderen Betrieben zu vergleichen und zeigt Bereiche auf, in denen Verbesserungen möglich sind. Das Instrument kann dabei unabhängig von den eingesetzten Maschinenmarken und Softwarelösungen genutzt werden.
Auch Politik und Handel verlangen zunehmend Leistungskennzahlen des betrieblichen Nährstoffmanagements, der Nährstoffeffizienz und Nachhaltigkeit. Künftig werden Milcherzeuger von den Verarbeitern und Händlern verpflichtet werden, ihre Auswirkungen auf die Umwelt zu dokumentieren, was teuren Verwaltungsaufwand seitens der Landwirte zur Folge hat. Zu dieser Datengrundlage kann das MSC beitragen. Aber natürlich wollen die Landwirte auch selbst wissen, wie sie nachhaltiger und effizienter produzieren können. Das durch das MSC bereitgestellte Wissen über ihre spezifische betriebliche Situation im Stall und auf dem Feld trägt dazu bei und hilft ihnen, die Kontrolle über ihr Nährstoffmanagement und die Nachhaltigkeit zu behalten. »Das Milk Sustainability Center wurde entwickelt, um Milchviehhalter bei der Erreichung ihrer Ziele zu unterstützen und dabei auf die wachsenden Anforderungen von Molkereien, Einzelhändlern, Politik und Verbrauchern zu reagieren«, sagt Alexander Berges, Production System Manager bei John Deere. »Die künftige Ergänzung der Funktionalitäten um eine Vergleichsanalyse und Handlungsempfehlungen wird den Landwirten helfen, profitabler zu sein und gleichzeitig die Nachhaltigkeit ihres Betriebes zu verbessern.«
Cloudbasierte Lösung
Das Milk Sustainability Center ist eine cloud-basierte Lösung, die sowohl über den Rechner als auch mit mobilen Geräten zugänglich ist.
Entwickelt und betrieben wird die Plattform von Dairy Data Warehouse BV (DDW), einem niederländischen Unternehmen mit großer Erfahrung in der Bereitstellung von Datendienstleistungen für eine nachhaltige Milchwirtschaft.
Lesen Sie dazu unsere komplette Sonderausgabe frei zugänglich: https://app.smarticle.com/html5/8957d665f3/eis69XS94nOkZ/1
Geglückter Start
Das Milk Sustainability Center ist praxisreif. Die Plattform ist derzeit als kostenlose Version für eine ausgewählte Anzahl Milchviehhalter in den USA, den Niederlanden und Deutschland verfügbar. Die baldige Erweiterung auf andere europäische Länder ist in Planung. Bis zur vollen Verfügbarkeit werden weitere Nutzer schrittweise hinzugefügt. Das Milk Sustainability Center kann von allen Milchviehhaltern genutzt werden, unabhängig davon, welche Fabrikate sie bei ihren Landmaschinen, der Melkausrüstung oder der Herdenmanagementsoftware nutzen. Interessierte Milchviehhalter können sich unter www.milksustainabilitycenter.com anmelden.