Herr Münch, für Ihr Startup, die Rehmus GmbH aus Hamburg, haben Sie einen Insolvenzantrag stellen müssen. Was war Ihre Geschäftsidee und warum ist sie gescheitert?
2018 wurde die Idee von Rehmus in einem Fast-Food-Restaurant in Shanghai geboren. Seitdem entwickelten und bauten wir batterieelektrische, mobile Arbeitsmaschinen, um die Elektrifizierung der Landwirtschaft in Richtung einer emissionsfreien, nachhaltigen Betriebsweise mitzugestalten. Beispielsweise mit dem »e:Spreader«, dem vollelektrischen Strohverteiler für die Tierhaltung.
Die Idee kam gut an. Niemand hatte gedacht, dass mit mobiler E-Technik ganze Strohballen zerkleinert werden können. Nach den ersten Vorführungen und Messeauftritten kamen auch die ersten Bestellungen. Aber wir konnten nicht liefern. Das Kapital wurde knapp, die Finanzierungsrunde im Sommer 2022 kam nicht zustande.
Dann der harte Cut: Sie mussten die Unternehmung beenden.
Ja, richtig. Die Situation führte zu extremem Druck, Sodbrennen, schlaflosen Nächten – und dann zur Insolvenz. Eine riesige Enttäuschung für uns. Kündigung aller 14 Mitarbeiter, offene Rechnungen, nicht eingehaltene Versprechen. Wir haben zu viel gewollt. Wir hatten zu wenig Erfahrung für eine zu große Idee – und damit auch die Existenz anderer gefährdet. Es ist so leicht dahingesagt: »Als Unternehmer trägst Verantwortung.« Dies wurde mir dann so richtig bewusst, als ich Kunden, Lieferanten, Investoren und Mitarbeiter über das Ende von Rehmus informieren musste.
Welche Lehren ziehen Sie daraus und was raten Sie anderen Gründern?
Gestartet sind wir damals – wie so viele Startups – mit einer riesigen Portion Blauäugigkeit, Mut und Enthusiasmus. Gemischt mit etwas Überheblichkeit à la »Wir werden die Landwirtschaft verändern!« entstand für uns eine explosive Mischung. Ich möchte niemanden von einer Gründung abhalten. Im Gegenteil: Ich möchte dazu ermutigen. Mit Rehmus ist für uns ein Traum, aber auch eine finanzielle Bombe geplatzt.
Ich durfte die Erfahrung des Scheiterns durchleben und kann sagen, es gibt ein Leben danach. Scheitern gehört dazu und tut auch weh, aber es formt zugleich. Ich frage mich jetzt: Was kann ich daraus lernen? Welche Fehler werde ich in Zukunft nie wieder tun? Welche Prozessanker muss ich setzen, um die Kontrolle nicht zu verlieren? Ich bin Ingenieur und großer Verfechter der Elektrifizierung, welche ich mitgestalten möchte. Scheitern wird auch in Zukunft dazugehören. Allerdings habe ich gelernt: Scheiter schnell, scheiter billig!