Weidemilch. Wer fordert, muss auch zahlen
Die Nachfrage nach Weidemilch steigt. Welche Mehrkosten damit verbunden sind und warum aktuelle Förderanreize zu gering für eine Ausweitung der Weidehaltung sind, beschreibt Hauke Tergast.
Ob durch die neuen Haltungsstufen des Handels oder den BMEL-Entwurf zur Kennzeichnungsverordnung: Von Weidemilch ist wieder verstärkt die Rede. Schon seit Langem fordern Umwelt- und Tierschutzverbände von der Agrarpolitik, die Weidehaltung stärker in den Fokus zu nehmen. Zum Teil kommen auch aus der Wissenschaft solche Forderungen. Die Realität auf den Betrieben sieht jedoch häufig anders aus. Laut der Landwirtschaftszählung hatte 2020 noch etwas weniger als jede dritte Milchkuh Weidezugang während der Vegetationsperiode. Und die Tendenz ist weiter sinkend.
Aber warum ist das trotz der Weideprämie in manchen Bundesländern und Mehrwertprogrammen des Handels und der Molkereien so? Es könnte daran liegen, dass in der Diskussion um Weidemilch die Frage der damit verbundenen Kosten häufig ausgespart wird. Wer sich mit der Weide auseinandersetzt, muss mit spitzer Feder rechnen. Zudem kommt es stark auf die äußeren Umstände des jeweiligen Betriebs an. Denn klar ist, dass Weidegang nicht überall umsetzbar ist. Gerade mit steigenden Betriebsgrößen lässt sich an vielen Standorten eine Weidehaltung nicht mehr realisieren. Dies betrifft gerade die Grünlandregionen, beispielsweise in Nordwestdeutschland. Natürlich gibt es auch Beispiele für Weidehaltung in sehr großen Beständen. Aber in der Regel kommen Marsch- und Moorstandorte bei Herdengrößen von über 200 Kühen an ihre Grenzen. Denn in nassen Jahren ist die Weide dann gar nicht mehr als solche zu erkennen, geschweige denn für eine Beweidung nutzbar.