Sommergetreide. Stark in Ertrag und Qualität
Jetzt im Winter ist es an der Zeit die Sommerungen für die Saison 2025 zu planen. Aus unserem aktuellen Saatgutmagazin Winter 2024 stellen wir Ihnen einige neue Sorten vor.
2024 wurde laut Statistischem Bundesamt auf 1,1 Mio. ha Sommergetreide angebaut. Das entspricht einem Zuwachs um 188 000 ha bzw. 19,6 % im Vergleich zum Vorjahr. Zurückzuführen ist das vor allem darauf, dass im Herbst 2023 nicht mehr alle Winterkulturen in geplantem Umfang ausgesät werden konnten. Das unterstreicht einmal mehr, wie stark die Witterung Einfluss auf den Anbau von
Sommergetreide (insbesondere den Sommerweizen) hat. Gleichzeitig hat das Jahr 2024 mit seinen unbeständigen Witterungsbedingungen gezeigt, welch großer Zuchtfortschritt bezüglich der Erträge und der Gesundheit in den vergangenen Jahren
geleistet wurde. In diesem Jahr wurden jeweils zwei neue Sorten bei Hafer, Sommerweizen und Sommergerste zugelassen.
Gerste
Bounty
- Brau- und Futtergerste
- ertragsstark
- gute Kornsortierung
Mit Bounty wurde eine mittelfrüh abreifende Sommerbrau- und -futtergerste zugelassen, die besondere Stärken im Ertrag und der Kornsortierung zeigt. Bei guter Kornausbildung wurden die Ertragsleistungen in Stufe 1 mit APS 7 und in Stufe 2 mit APS 8 bewertet. Daraus ergibt sich ein hoher Vollgerstenanteil, der die Basis für einen überdurchschnittlichen Marktwareanteil legt. Durch den geringen Eiweißgehalt lassen sich die gewünschten Mälz- und Brauqualitäten sicher erreichen. Bounty ist ein echter Bestandesdichtetyp. Für eine ausreichende Bestockung sollte die Aussaat daher zeitig Ende Februar erfolgen. Die Sorte schiebt ihre Ähren mittelfrüh bei verzögerter mittlerer Abreife. Trotz des kurzen Wuchses (APS 4) liegen Strohstabilität und Standfestigkeit nur auf mittlerem Niveau. Gegenüber Blattkrankheiten ist die Widerstandskraft ausgewogen.
Ostara
- Braugerste
- gute Blattgesundheit
- standfest und strohstabil
Die Sorte Ostara zeichnet sich durch ihre Frohwüchsigkeit aus. Bei mittelfrühem Ährenschieben und mittlerer Abreife kann sie auch in späten Lagen angebaut werden. Zudem ist die Lageranfälligkeit aufgrund der kurzen Wuchshöhe gering (APS 4), und auch die Strohstabilität ist überdurchschnittlich eingestuft. Bezüglich der Blattgesundheit zeigt Ostara eine sehr gute Abwehrkraft gegen Mehltau und geringe Anfälligkeiten gegenüber Netzflecken, Ramularia und Zwergrost. Lediglich bei Rhynchosporium kommt sie nicht über ein Mittelmaß hinaus. Das hohe Kompensationsvermögen macht die Sorte sehr saatzeitflexibel. Neben überdurchschnittlichen Kornerträgen (APS 6 in beiden Stufen) stechen auch die guten Qualitäten heraus. Die hervorragende Kornausbildung sorgt in Kombination mit einem hohen Hektolitergewicht für ein hohes bis sehr hohes TKG und somit für hohe Marktware- und Vollgerstenanteile. Gleichzeitig erreicht
Ostara auch die gewünschten niedrigen Proteingehalte. Nach Prüfung im Berliner Programm hat die Sorte die Empfehlung für die Praxisversuche durch die Braugerstengemeinschaft erhalten.
Hafer
Caledon
- Gelbhafer
- hohe Hektolitergewichte
- guter Gesundheitszustand
Caledon zeigt eine sehr zügige Frühjahrsentwicklung, die nach frühem Rispenschieben in eine mittlere Abreife mündet. Durch die lange Kornfüllungsphase ist die Ertragssicherheit gut. Vor allem können Stresssituationen wie Frühsommertrockenheit besser überstanden werden. Einzig die etwas verzögerte Strohabreife ist etwas nachteilig. Es handelt sich um einen langen Hafer (APS 6), der leichte Schwächen in der Lageranfälligkeit aufweist (APS 6). Die Neigung zum Halmknicken ist aber gering. Vor allem in üppigen Beständen ist eine angepasste Wachstumsreglermaßnahme daher wichtig. Bezüglich der Saatzeit ist Caledon flexibel (Februar oder März). Zudem
werden nur mittlere Bestandesdichten benötigt. Die Mehltaugesundheit wurde mit der Bestnote 1 bewertet. Auch ertraglich kann die Sorte überzeugen (APS 7 in beiden Stufen). Sie zeichnet sich vor allem durch ein überdurchschnittliches TKG und ein hohes Hektolitergewicht
aus, was eine hohe Vermarktungsleistung gewährleistet. Und nicht nur die Kornqualität ist gut, sondern auch die Verarbeitungsqualität
(geringer Spelzenanteil sowie geringer Anteil nicht entspelzter Körner). Damit sind die Grundlagen für eine Vermarktung als Schälhafer hervorragend.
Waran
- Gelbhafer
- sehr gute Kornqualität
- standfest und strohstabil
Waran ist ein langer Einzelrispentyp mit guter Stand- und Knickfestigkeit. Damit sind normale Wachstumsreglermaßnahmen ausreichend. Bei unterdurchschnittlicher Bestandesdichte erfolgt der Ertragsaufbau über eine überdurchschnittliche Kornzahl pro Rispe und ein hohes TKG (APS 7). Die Aussaat ist in einem breiten Zeitfenster zwischen Februar und Mitte April möglich. Kennzeichnend sind das mittelfrühe Rispenschieben in Kombination mit einer zeitigen Abreife. Im Gegensatz zu Caledon ist die Strohabreife zeitiger, was eine zeitnahe und problemlose Ernte ermöglicht. Gleichzeitig kann Waran als Low-Input-Hafer angebaut werden. Einzig bei hohem Mehltau-Infektionsdruck sollte eine Fungizidbehandlung erfolgen (APS 7 bei der Mehltauanfälligkeit). Die Sorte ist ertragsstark (APS 7 in beiden
Stufen), punktet aber vor allem mit einer sehr guten Kornsortierung und hohen Hektolitergewichten. Damit eignet sie sich für die Vermarktung als Schälhafer. Neben der guten Verarbeitungsqualität zeichnet sie sich auch durch geringe Spelzenanteile und geringe Anteile nicht entspelzter Körner aus.
Sommer-/ Wechselweizen
Lobster
- B-Qualität
- sehr hohe und stabile Erträge
- hervorragende Gesundheit
Lobster ist ein mittelspäter, robuster Einzelährentyp. Damit eignet sich die Sorte neben der klassischen Frühjahrsaussaat auch für die späte Herbstaussaat. Dank der guten Kornausbildung erzielt sie in der Stufe 2 hohe bis sehr hohe und vor allem stabile Erträge. Die Rohproteingehalte erreichen sicher die Anforderungen an einen Brotweizen (APS 4). Lobster erzielt hohe bis sehr hohe Fallzahlen bei überdurchschnittlich guter Fallzahlstabilität, was ein breiteres Erntefenster eröffnet. Die hohen Erträge in Stufe 1 bescheinigen dieser Neuzulassung zudem eine hervorragende Blatt- und Ährengesundheit. Hervorzuheben ist die sehr geringe Anfälligkeit für Gelbrost und die Widerstandskraft gegenüber Fusarium (APS 4). Im Wuchshabitus zeigt Lobster eine mittlere Länge, die mit einer soliden Standfestigkeit verbunden ist.
Mohican
- solide A-Weizen-Qualität
- sehr ertragsstark
- interessant auch für den Ökolandbau
Mohican ist in das mittlere Reifesegment einzustufen und eignet sich auch für die späte Herbstaussaat. Als Einzelährentyp überzeugt die Sorte mit hohen Erträgen in beiden Stufen (jeweils BSA-Note 8). Damit gehört sie aktuell zu den ertragsstärksten Sommerweizen. Die erzielbaren Rohproteingehalte sorgen für eine solide A-Qualität (APS 6). Zusätzliche Produktionssicherheit bei ungünstigen Erntebedingungen liefern die hohen bis sehr hohen Fallzahlen bei überdurchschnittlich guter Fallzahlstabilität. Im Wuchs präsentiert sich Mohican vergleichsweise lang. Dank einer guten Strohstabilität sind unter normalen Bedingungen aber nicht zwangsläufig höhere Wachstumsreglerintensitäten erforderlich. Der etwas längere Wuchs unterstützt zudem die Fusariumabwehr. Insgesamt liegt die Sorte
gesundheitlich aber nur auf durchschnittlichem Niveau. Sie sollte daher in der Fruchtfolge vorzugsweise nach einer Blattfrucht platziert werden, aber möglichst nicht nach Mais. Bei den Blattkrankheiten kann Mohican mit sehr niedrigen Anfälligkeiten bei Mehltau, Gelb- und Braunrost punkten. Die Septoria-Anfälligkeit liegt auf einem guten mittleren Niveau. Diese Eigenschaften in Summe machen die Sorte nicht nur für intensiv wirtschaftende Betriebe interessant, sondern auch für eine extensivere Bewirtschaftung und für den Ökolandbau.