Kommentar. Sinnvoll investieren
Wirtschaftlichkeit. Anhaltende politische und wirtschaftliche Unsicherheit haben die Investitionsfreude in unserem Land deutlich gedämpft. Alle Branchen berichten von einer zurückhaltenden Stimmung, was sich nach einigen starken Jahren nun auch in der Landtechnikindustrie zeigt. Claas verlängert die Sommerpause um drei Wochen Kurzarbeit im September, die Deutz AG berichtet über einen Absatzrückgang in der Landtechniksparte um nahezu die Hälfte im ersten Halbjahr 2024 und auch CNH verzeichnet nach eigenen Angaben eine deutlich schwächere Nachfrage als in den Vorjahren.
Das Agrarbarometer der Rentenbank bestätigt diesen Abwärtstrend. Zwar empfindet fast die Hälfte der befragten Landwirte ihre aktuelle wirtschaftliche Lage als befriedigend, dennoch steigt der Anteil der Pessimisten beim Blick in die Zukunft deutlich an. Grund dafür sind vor allem die agrarpolitischen Entscheidungen. Auch sind fast die Hälfte aller Befragten von einem deutlichen Arbeitskräftemangel betroffen. Führt man sich diese Entwicklungen vor Augen, würde man hoffen, dass politischen Entscheidungsträgern der Sinn danach stünde, die Wettbewerbsfähigkeit unserer Branche zu steigern. Weniger verfügbare Arbeitskräfte – Investition in effizientere Technik wäre beispielsweise eine logische Schlussfolgerung. Stattdessen jedoch vergibt das Bundesumweltministerium seit Ende Juli Gelder, um – wie es heißt – »Maschinen und Geräte zur Stärkung der natürlichen Bodenfunktionen in Agrarlandschaften« zu unterstützen. Fördern lassen kann man sich beispielsweise Feldroboter zur mechanischen Unkrautbekämpfung, Geräte zur insektenschonenden Grünlandernte oder auch Wiesendruschsysteme. Jedoch zielt der Fokus dieses Programms auf die Bewirtschaftung »wiedervernässter oder nasser Moorstandorte«. Dabei haben wir doch noch absolut keine Idee, wie wir mit Moorstandorten umgehen wollen. Wie deren Bewirtschaftung aussehen könnte, ob betroffene Landwirte bei geringerer Nutzung entschädigt werden und viele andere Fragen sind ungeklärt.
Unter diesen Gesichtspunkten scheint mir dieses Förderprogramm doch sehr vorgegriffen. Und blickt man auf die oben genannten wirtschaftlichen Schwierigkeiten, drängt sich mir der Verdacht auf, dass der Aspekt des effizienten Wirtschaftens in diesem Förderprogramm nicht bedacht worden zu sein scheint. Doch gerade in einer angespannten Lage wie dieser sollten wirtschaftliches Denken und eine effiziente Betriebsführung im Vordergrund stehen. Dass mit technischer Modernisierung auch nahezu immer ökologische Verbesserungen einhergehen, ist in den letzten Jahren ausreichend bewiesen worden. Wenn die Landwirte investieren möchten, dann sollten sie es aus wirtschaftlichem Antrieb und betrieblicher Notwendigkeit heraus tun und nicht, weil das Bundesumweltministerium zweifelhafte Anreize schafft. Damit wäre dem allgemeinen Abwärtstrend mehr entgegengesteuert.