Kommentar. Kein gemeinsames Ziel
Wertschöpfungskette. Vor einigen Wochen wurden – unter anderem von Tönnies und Westfleisch – mal wieder die Abrechnungsmasken für Schlachtschweine geändert. Dass so einseitige Umgestaltungen der Bezahlgrundlage meist nicht zugunsten der Mäster ausfallen, überrascht wenig. Zwar ist es bei der derzeitigen Kostenkonstellation durchaus wirtschaftlich, die von den Schlachtunternehmen forcierten höheren Schlachtgewichte mitzugehen. Insbesondere fleischärmere Tiere werden aber durch die gleichzeitige Anhebung der Magerfleischbasis von 59 auf 60 % abgestraft.
Sehr viel schwerer als der unmittelbare wirtschaftliche Nachteil für die Mäster wiegt allerdings, dass die Schlachtunternehmen mit ihrer Preispolitik künftig noch stärker als bisher magere Zuchtlinien bevorzugen. Vor dem Hintergrund, dass die Branche eher kurz- als langfristig einen Verzicht auf das Schwanzkupieren umsetzen muss, ist das ein Schritt in die völlig falsche Richtung. Denn fleischreiche Genetiken fallen hier mit besonders großen Problemen auf. Unter diesen Vorgaben haben Ferkelerzeuger und Mäster keine Chance, beim Kupierverzicht erfolgreich zu sein. Doch damit ein Wechsel hin zu »ringelschwanztauglichen« Zuchtlinien überhaupt möglich wird,
braucht es eine Abstimmung entlang der gesamten Kette. Die isolierten wirtschaftlichen Interessen einzelner Akteure sind hier kein guter Ratgeber. Eine Optimierung an dieser Stelle scheint tatsächlich nur in der Integration möglich, mit einem gemeinsamen Ziel: die gesamte Rentabilität erhöhen und gleichzeitig das Beste für das Tierwohl zu erreichen.