Meinung. Das Ende der grünen Hegemonie
Zeitgeist. Ein Wort vorweg, weil gerade Bundestagswahl war: Es geht hier nicht um Parteipolitik – es geht um viel mehr. Unabhängig von den Prozenten: Zum ersten Mal seit 15 Jahren spielten grüne Themen keine entscheidende Rolle. War das nur der aktuellen Lage geschuldet, oder steckt da mehr dahinter?
»Ja, dahinter steckt ein Paradigmenwechsel«, sagt Prof. Andreas Rödder, Historiker an der Uni Mainz und Gastredner auf der DLG-Wintertagung. Von ihm stammt die These des Endes der grünen Hegemonie. Dabei geht es nicht um eine Partei, sondern um die Grundhaltung in der Gesellschaft, um die sogenannte öffentliche Meinung. Überspitzt gesagt: Wer bisher Wohlstand oder wirtschaftliche Interessen über Biodiversität stellte, war ein Umweltfrevler, wer das jetzt tut, steht für die Konzentration auf wesentliche Kernelemente unseres Staates. Überzogene Eingriffe in die persönlichen und unternehmerischen Freiheiten unter dem Deckmantel einer ideologischen
oder moralischen Deutungshoheit scheinen einer neuen Grundhaltung zu weichen, die man vielleicht mit Rückkehr zu Sachlichkeit, Wissenschaft und Wirtschaftlichkeit beschreiben könnte. Prof. Rödder nennt das einen Paradigmenwechsel. So wie sich der Neoliberalismus der 1990er Jahre zunächst als erfolgreich erwies – und dann ausufernd 2008 in der Finanzkrise sein Ende fand, so sei auch der Umweltgedanke, startend in den 1980er Jahren zunächst auf fruchtbaren Boden gefallen, konnte 2008 das Paradigma des Neoliberalismus ablösen und hatte in der ganzen westlichen Welt einen Lauf. Bis auch dieses Paradigma sich aus sinnvollen Maßnahmen zur Ideologie
wandelte, die in Deutschland spätestens mit dem Heizungsgesetz und der kompromisslosen Energiewende den Bogen überspannte.
Mir leuchten die Argumente von Prof. Rödder ein, ich nehme also an, dass sie den Entwicklungspfad der kommenden Jahre vorgeben. Was bedeutet das für uns Landwirte? Zunächst stehen wir in den Behörden noch viele Jahre Beamten gegenüber, die dem grünen Paradigma anhängen und ideologisch geprägte Entscheidungen treffen. Ein schneller Wandel vor Ort ist also unwahrscheinlich. Aber es wird sich etwas ändern, erst langsam, dann immer schneller. Wir werden wieder über Ertrag und biologische Leistung sprechen statt nur über Biodiversität.
Wir werden wieder über Wirtschaftlichkeit sprechen, über freie Entscheidungen im Rahmen der Gesetze – und ja, auch über Subventionsabbau. Wir sollten den anstehenden Veränderungen offen gegenüberstehen und vor allem die Chancen im Blick haben. Und wir sollten offensiv für unsere Belange eintreten.