Geld. Zinsen legen Pause ein
Zinskommentar. Damit ist gemeint, dass man alle Entscheidungen auf der Basis volkswirtschaftlicher Daten fasst. Ziel der EZB ist eine Inflationsrate von rund 2 %. Davon war Deutschland im Januar mit 2,9 % gar nicht mal so weit entfernt (3,3 % in der gesamten EU). Dennoch wird sich die Notenbank nicht zu vorschnellen Zinssenkungen verleiten lassen. Die Inflation muss sich nachhaltig auf dem gewünschten Niveau halten.
Die Kerninflation geht allmählich zurück, aber ihre Dienstleistungskomponente zeigt Anzeichen von Persistenz. Das hierfür entscheidende Lohnwachstum ist nach wie vor stark und dürfte in den kommenden Quartalen zu einer immer wichtigeren Triebkraft der Inflationsdynamik werden.
Zinssenkungen passen derzeit nicht ins Marktumfeld. Es gebe zu viele Unsicherheiten. Damit sind gemeint:
- Erstens: Die Probleme aufgrund hoher Energiepreise. Diese setzen der Industrie zu, da sich nicht alle Preissteigerungen auf den Käufer abwälzen lassen. Manche Unternehmen wandern sogar ab oder reduzieren drastisch die Mitarbeiterzahl. Der Ausgang des Ukrainekrieges ist immer noch unklar und weitere Schocks auf die Energiemärkte sind möglich.
- Zweitens: Die Probleme der Lieferketten. Aufgrund des Nahostkonfliktes müssen Schiffe teilweise den weiten Weg rund um Afrika in Kauf nehmen, um nicht geentert zu werden. Das verteuert Waren und sorgt für Engpässe.
- Drittens: Auch die Tarifstreitigkeiten und Streiks sind ein Problem für die Währungshüter. Können sich die Gewerkschaften flächendeckend mit Lohnsteigerungen durchsetzen, steigt dadurch die Kaufkraft der Bürger und somit die Nachfrage. Dies lässt die Preise (also die Inflation) steigen. Es besteht die Gefahr einer Lohn-Preis-Spirale. Dies bedeutet: Auf Preissteigerungen folgen höhere Löhne, was wiederum zu Preissteigerungen führt – eine sich selbsterfüllende Prophezeiung.
- Viertens: Glaubwürdigkeit und Vertrauen in die Notenbank. Würden die Währungshüter die Zinsen zu schnell senken, könnte sich die Inflation auf einem zu hohen Niveau einpendeln. Dann wäre die EZB sogar gezwungen, wieder Schritte in die entgegengesetzte Richtung einzuleiten und massiv an Glaubwürdigkeit verlieren. Also wird sie wie auch die Fed abwarten und schauen, was passiert. Zinssenkungen werden folglich von allen Marktteilnehmern erst in der zweiten Jahreshälfte erwartet.