Wenn Aufzuchtferkel zu schnell zu viel fressen, kann das ihren Stoffwechsel überfordern. Hier liegt eine wichtige Ursache für Nekrosen und Schwanzbeißen. Die Fütterungstechnik hat einen großen Einfluss. Was unterschiedliche Rohrbreiautomaten für das Tierwohl in der Ferkelaufzucht bedeuten, zeigt Eckhard Meyer.
Eine bedarfsgerechte und stressfreie Futteraufnahme ist eine der Grundbedingungen für mehr Tierwohl in der intensiven Schweinehaltung. Die Fütterungstechnik kann hier einen wichtigen Beitrag leisten. Hinzu kommt: Der intakte Ringelschwanz ist der Gradmesser für eine intakte Haltungsumwelt. So sinkt mit dem Kupierverzicht die Fehlertoleranz der Tiere. Im sensiblen Zeitfenster der Ferkelaufzucht kommt erschwerend hinzu, dass die Jungtiere im Verhältnis zu ihrer Körpermasse heute viel mehr Futter fressen als früher. Gleichzeitig können sie sich aber nach wie vor über ihr Futteraufnahmeverhalten (Tagesrhythmik, Aufenthaltsdauer am Trog, Fressgeschwindigkeit) weniger flexibel anpassen. Das erfordert eine Neubewertung auch bewährter Technik und Verfahren.
Brei- oder Trockenfutter?
Die robuste Technik und ein Zunahmevorteil von fast 20 – 25 % hat vor etwa 30 Jahren dazu geführt, dass Trockenfutterautomaten fast vollständig von Breiautomaten abgelöst wurden. Doch mit der Zucht auf Futteraufnahme nehmen in eigenen Versuchen selbst Aufzuchtferkel mit Trockenfutter nur noch 7 % weniger Futter auf als bei Brei- oder Sensorfütterung. Dazu kommen Vorteile bei der Fütterung unter Außenklimaverhältnissen und ein günstigeres Futteraufnahmeverhalten. Das senkt nachweislich das Risiko für Verluste sowie für nekrotische Veränderungen an den Schwänzen unkupierter Ferkel.
Die Standardfütterungstechnik in der für den Kupierverzicht sensiblen Ferkelaufzucht läuft nach wie vor unter dem Begriff »Rohrbreiautomat«. Heute wird aber eine Vielzahl ganz unterschiedlich konstruierter Automaten angeboten. Diese sind technisch gesehen keine klassischen Breiautomaten mehr mit einer Trogschale, in die ein Tränkezapfen integriert ist. Hier konnten sich die Schweine so viel Wasser zu ihrem Trockenfutter dosieren, wie sie benötigen. Nur so entsteht »echtes Breifutter«. Vielmehr wurden im Verlauf der
Weiterentwicklung einige technische Veränderungen vorgenommen, deren Konsequenzen unbeachtet blieben: Mit dem Ziel, die Fütterungshygiene zu verbessern, wurden die Trogschalen flacher und die Tränke wurde aus der Futterschale heraus in Kopfhöhe der Tiere oder in angrenzende Wasserschalen verlegt. Je nach dem Grad der Trennung zwischen Futter- und Wasserschale sind die modernen Rohrbreiautomaten technisch gesehen eher Trockenfutterautomaten mit unterschiedlicher Entfernung zum Wasser und relativ wenigen Fressplätzen. Das ist von Bedeutung, weil nur die breiförmige Futterkonsistenz eine schnellere Futteraufnahme ermöglicht und so das gemäß Nutztierhaltungsverordnung (Stand 02/2024) weite Tier-Fressplatz-Verhältnis von 8 : 1 rechtfertigt.