EU-Verordnung. Im Urwald der Bürokratie
Kommentar. »Entwaldungsfreie Lieferketten« das klingt vernünftig. Allerdings bringt man den Begriff so gar nicht mit der deutschen Rinderhaltung in Verbindung. Doch hier wird man eines Besseren belehrt: Denn auch die deutschen Landwirte sind massiv von der »EUDR« betroffen. Neben vielen anderen Branchen müssen sie ab kommenden Jahr aufwendig nachweisen, dass sie keinen Wald abgeholzt haben, um auf dieser Fläche Rinder zu halten oder Futter anzubauen. Dafür müssen sie u. a. vor dem Verkauf eines Tieres eine Sorgfaltserklärung abgeben und die geografischen Daten jedes Ortes angeben, an dem es sich aufgehalten hat – was für ein unnötiger Aufwand!
Und es geht noch weiter: Es gibt noch kein funktionierendes Datenbanksystem für die unzähligen Datensätze. Die bisher vorgesehene Lösung fiel mit großen Schwächen durch. Dringend benötigt wird auch das von der EU-Kommission angekündigte Benchmarking, das das Entwaldungsrisiko für die Produktionsländer beurteilt. Ohne dieses werden alle Staaten auf die gleiche Stufe gestellt und müssen dieselben Auflagen erfüllen. Dabei ist dann auch egal, ob es sich um Brasilien oder Deutschland handelt, wo das Problem der Entwaldung schlichtweg nicht existiert. Immerhin sind sich ausnahmsweise einmal Wirtschaft und Politiker einig, dass die Umsetzung der Verordnung angepasst werden muss, und dass die Zeit dafür zu knapp ist. Sie fordern einen Aufschub um mindestens ein Jahr.
Ohne Frage vereint das Lieferkettengesetz viele gute Ziele und diese müssen auch durchgesetzt werden, aber bei den richtigen Adressaten. Die europäischen Rinderhalter sind dafür die Falschen.