EU-Rapserzeugung. Die Abwärtsspirale dreht sich weiter
Die EU-Kommission hat ihre Erwartungen an die Rapsernte 2024 weiter zurechtgestutzt. Die jüngste Schätzung brachte eine Abwärtskorrektur von 800 000 t mit sich. Diese für einen Nacherntemonat hohe Kürzung um rund 5 % führt zu einer EU-weiten Erntemenge von nur noch 17,2 Mio. t. Zum Vergleich: Noch Ende Juli war die EU-Kommission von einem Wert im Bereich von 18,4 Mio. t ausgegangen. Zum Vorjahresergebnis klafft nun eine Lücke von 2,5 Mio. t, und auch der fünfjährige Durchschnitt wird damit um 500 000 t Raps verpasst.
Die Marktbeobachter in Brüssel senkten zuletzt neben der Erntefläche (– 220 000 ha) auch ihre Ertragserwartungen (– 0,1 t/ha). Der für 2024/25 erwartete europäische Importbedarf von Raps liegt unverändert bei 5,9 Mio. t (Vorjahr: 6,2 Mio. t). Damit die Versorgungsrechnung aufgeht, senkte die EU-Kommission die erwartete Rapsverarbeitung in den Ölmühlen um 0,8 auf 22 Mio. t (Vorjahr: 23,6 Mio. t).
Ukraine liefert große Mengen Raps
Dass die Importprognose zuletzt unverändert blieb, kann als Hinweis darauf gelten, dass Brüssel zusätzliche Einfuhren für nicht möglich hält. Die EU-Zollstatistik weist für die ersten 14 Wochen der Saison 2024/25 angemeldete Einfuhren von 1,4 Mio. t Raps aus. Das sind 0,2 Mio. t mehr als zum gleichen Zeitpunkt des Vorjahres, und 0,3 Mio. t weniger als 2022/23. Vor allem die Ukraine liefert, was die Logistikkette hergibt: Von Anfang Juli bis Ende der ersten Oktoberwoche lieferte das kriegsversehrte Land knapp 1 Mio. t Raps in die EU, das sind 400 000 t mehr als im Vergleichszeitraum des vorigen Jahres. Am Terminmarkt in Paris hielt sich der (Ende Oktober auslaufende) Novemberkontrakt bei Redaktionsschluss im Bereich von 500 €/t auf. Seit Anfang Oktober ging es damit um rund 30 €/t bergauf. Neben schlechten Ernteschätzungen führten die in der ersten Oktoberhälfte einsetzenden Angriffe Russlands auf die Schwarzmeerhäfen im ukrainischen Odessa zu Sorge über ein Abreißen des Exportstroms und damit zu einem Preisauftrieb.
Globaler Importbedarf sinkt stärker als das Exportpotential
Das US-Landwirtschaftsministerium (USDA) hielt im Oktober seine Erwartungen an die Rapsernten in Kanada (zum Vorjahr +1 auf 20 Mio. t) und Australien (– 0,5 auf 5,5 Mio. t) aufrecht. Für die Ukraine senkte die US-Behörde hingegen ihre Annahmen zum Vormonat um 0,1 auf 3,6 Mio. t (Vorjahr: 4,8 Mio. t). Das Exportpotential der vier größten Rapsexporteure (Kanada, Australien, Ukraine und Russland) sinkt 2024/25 nach Einschätzung des USDA im Jahresvergleich um 0,3 auf 16,2 Mio. t. Die kleineren Anbieter, zu denen auch die EU zählt, steuern weitere, zur vorigen Saison stabile 1,2 Mio. t bei. Dem gegenüber stellt das Zahlenwerk des USDA einen Importbedarf von weltweit 16,9 Mio. t, das wären 0,8 Mio. t weniger als ein Jahr zuvor. Das geht hauptsächlich auf die deutlich schrumpfenden Zukäufe Chinas zurück (– 1,6 auf 3,4 Mio. t). Auch für Japan, Pakistan, Bangladesch stehen geringere Zukäufe in Aussicht.
Weltweit fehlen 2 Mio. t Raps
Unter dem Strich geht das USDA für 2024/25 von einer globalen Rapserzeugung von gut 87 Mio. und einem Verbrauch von gut 89 Mio. t aus. Aufgrund der Versorgungslücke von 1,9 Mio. t Raps dürften die weltweiten Vorräte um rund 2 auf 8 Mio. t sinken. Dabei geht das USDA davon aus, dass in China zum Beginn der Saison 2024/25 über Reserven von 3,4 Mio. t Raps verfügt, die im Jahresverlauf um 1 Mio. t schrumpfen sollen. Für die EU steht demnach eine Halbierung der Vorräte auf 850 000 t Raps in Aussicht.