Wintergetreide. Aktuelle Situation
In diesem Artikel wird die aktuelle Situation rund um die Entwicklung, die Düngung, Krankheitssituation und Wachstumsregulierung für: Winterweizen, Wintergerste, Winterroggen und Wintertriticale beschrieben.
Der Frühling und auch die Vegetation sind aktuell im vollen Gange. Im Vergleich zum letzten Jahr scheint die Entwicklung der Pflanzen in diesem Jahr noch weiter vorangeschritten zu sein. Gerade die milden Temperaturen im Februar und jetzt auch bislang im März haben dafür gesorgt, dass die Bestände generativ sehr weit entwickelt sind und Spindelstufen ausgebildet haben oder sogar schon im Spitzenährchen sind. Vegetativ haben die Pflanzen jetzt auf den Langtag gewartet, um zu schossen. Hin und wieder sind Kurztagsinternodien zu finden.
Durch die hohen Niederschlagsmengen über Winter war vielerorts lange keine Befahrbarkeit gegeben, stellenweise konnte aufgrund einiger weiteren Niederschläge immer noch nicht angedüngt werden, was die Bestände deutlich zeigen. Bis auf eben diese Ausnahmen wurden aber schon weitreichend Düngungs- und auch Pflanzenschutzmaßnahmen in den Kulturen durchgeführt. Einige Herbizidmaßnahmen im Getreide mussten vielerorts durch wiederkehrende Nachtfröste und unpassende Witterungen bislang noch geschoben werden. In den nächsten Tagen könnten sich aber durchaus passende Bedingungen ergeben.
Aber wie sieht es in den einzelnen Kulturen aus?
Winterweizen
Die Winterweizenbestände präsentieren sich insgesamt und auch regional sehr unterschiedlich. Besonders sind die Unterschiede zwischen den Saatzeiten zu erkennen. Früh und Normal gesäte Bestände sind gut bis übermäßig entwickelt. Die meisten Normalsaaten präsentieren sich ausreichend bestockt mit 2+2+ weitere Triebe, wobei gerade die starken und mittleren Triebe jetzt mitgezogen werden müssen. Je nach Aussaatbedingungen und Regionen sind die Saaten ab November unterschiedlich bis nicht vorhanden. Einige präsentieren sich auch schon gut entwickelt mit 2-3 Trieben. Bestände die später oder unter suboptimalen Bedingungen gedrillt wurden, haben bislang oft nur einen Haupt- und manchmal einen Seitentrieb und kämpfen vielerorts mit verschlämmten Bodenoberflächen. Wie in diesem Fall ein mechanischer Eingriff Abhilfe schaffen kann, können Sie hier nachlesen. Bei späteren Saaten ist oft ein dominanter Haupttrieb mit deutlich schwächeren Seitentrieben zu finden, sodass, sofern die Bestände schon ins Wachstum gestartet sind, mit einer Egalisierung die Appikaldominaz des Haupttriebs gebrochen werden und die Seitentriebe mitgezogen bzw. angeglichen werden können. Die Saaten von Mitte/Ende September bis Anfang Oktober zeigen sich teilweise auch schon in EC 30, bei diesen Beständen kann über eine Vorkürzung z.B. mit einem Herbizid oder Nährstoffen nachgedacht werden. Ganz vereinzelt zeigen sich frühe Sorten schon in EC 31/32 und sollten zeitnah gekürzt werden. Was Sie bei einer Kürzung jetzt beachten müssen, können Sie hier nachlesen. Bei späteren Saaten bis Mitte Oktober gibt es aktuell wenig Handlungsbedarf. Auf den Blättern findet sich hin und wieder Septoria-Befall aus dem Herbst. Für eine Sporulation sind aktuell die Temperaturen noch zu niedrig und die Blattnässe oft nicht gegeben. Daher sollte zur Kürzung die Situation und Entwicklung neu betrachtet und beurteilt werden. Auf andere Krankheiten wie Gelbrost und Mehltau sollte schlagspezifisch kontrolliert werden.
Wintergerste
Die Wintergerstenbestände zeigen sich, zum Teil auch sortenbedingt, unterschiedlich in diesem Jahr. Einige Sorten und Bestände stehen mit 3-4 gut entwickelten Trieben da, während andere „fette“ Gersten sich mit deutlich mehr und zu vielen Trieben (z.B. 3+4+3) präsentieren. Gerade diese triebreichen Gersten, die zum Teil im Herbst eine Düngergabe bekommen haben, wurden erst vor kurzem verhalten angedüngt, um Sie nicht zu sehr anzuschieben. Gerade die Bestände, die nicht so richtig ins Wachstums starten, sollten auf Krankheiten kontrolliert werden und ggf. vitalisiert werden. In den Gersten an sich sind, auch abhängig von den Sorten, verschiedene Krankheiten zu finden. Neben Zwergrost findet man auch Netzflecken, Rhynchosporium und vereinzelt Mehltau in den Beständen.
Ein weiteres Thema in den Gersten ist der teilweise sehr starke Virusbefall. In einigen Gerstenbeständen sind vereinzelt Virusbefallene Gerstenpflanzen oder kleine Nester zu finden, während andere Felder bis hin zu einem Totalausfall befallen sind und komplett vergilben. Ein Einsatz und auch der Erfolg des Einsatzes eines Insektizids im Herbst ist teilweise deutlich zu erkennen. So gilt es im Herbst diesen Jahres besonders wachsam zu sein.
Viele Gersten befinden sich bereits in EC 30 bis hin zu EC 31 und warten nur auf den Langtag, um zu schossen. Somit werden in den nächsten Wochen dann vor allem zwei Themen in der Gerste interessant. Zum einen ist das die Kürzung und zum anderen die weitere Düngung. Abhängig vom Dünger kann die Schossgabe in die Gersten um die Monatswende hinausgebracht werden und sollte dann auch zeitnah in den spät angedüngten Beständen folgen.
Winterroggen und Wintertriticale
Wie die anderen Wintergetreide sind auch Roggen und Triticale weit entwickelt. Gerade in den Roggenbeständen ist noch viel Braunrost aus dem letzten Jahr zu finden. Dieser sporuliert bei den aktuell niedrigen Temperaturen nicht weiter, schwächt aber teilweise die Bestände. Die Stärke des Befalles sollte zum Zeitpunkt der nächsten Überfahrt erneut bewertet werden. Auch hier spielen Kürzung und Düngung als nächstes eine tragende Rolle.
Quelle: www.hanse-agro.de