Vion auf dem Rückzug aus Deutschland, Danish Crown mit massiv reduzierten Schweineschlachtungen – der Strukturbruch in der Schweinehaltung treibt den Konsolidierungsprozess in der Schlachtbranche voran. Es gibt aber nicht nur Verlierer, zeigt das Schlachthofranking 2023 der Interessengemeinschaft der Schweinehalter Deutschlands (ISN).
Im vergangenen Jahr wurden in Deutschland etwa 43,9 Mio. Schweine geschlachtet, was 6,9 % weniger als 2022 waren (Übersicht). Und bereits von 2021 zu 2022 hatte es ein Minus von 9,2 % gegeben – Folgen von Coronakrise, ASP sowie wachsenden Auflagen. Deutliche Reaktionen in der Schlachtbranche waren unvermeidbar: Im vergangenen Jahr und zu Beginn dieses Jahres wurden weitere Standorte geschlossen oder die Schlachtungen zumindest gedrosselt, so die ISN. Die beiden größten Schlachtunternehmen können innerhalb des schrumpfenden Gesamtmarktes ihre Marktanteile aber ausbauen. Die Top-10-Betriebe vereinen mittlerweile 82,5 % der Schlachtungen auf sich, was einer Steigerung zum Vorjahr um 0,5 Prozentpunkte entspricht.
Meinung: Überfälliger Abbau
Schlachtbranche. Ist das der Abschied von Vion aus Deutschland? Vermutlich war das nicht nur mein erster Gedanke, als die Nachricht des niederländischen Schlachtunternehmens zur »Überprüfung« der verbleibenden hiesigen Standorte durch die digitalen Nachrichtenkanäle rauschte.
Gewinner und Verlierer im Einzelnen.
Trotz rückläufiger Schlachtzahlen (– 5,4 %) konnte Tönnies als unangefochten größter Schweineschlachter im Land seinen Marktanteil um 0,5 % ausbauen. Westfleisch an zweiter Stelle musste entgegen dem Branchentrend keine Rückgänge hinnehmen und erhöhte seinen Marktanteil 2023 um 1 %.
Mit 5,3 Mio. Schweinen bleibt Vion zwar an dritter Position, schlachtete aber im vergangenen Jahr 8,6 % weniger. Schon im Vorjahr hatten man überdurchschnittliche Rückgänge von 17,1 % zu verzeichnen. Im laufenden Jahr werden die Schlachtzahlen voraussichtlich noch deutlicher zurückgehen, prognostiziert die ISN. Anfang 2024 hat Vion seine größten deutschen Schlachtstandorte in Emstek und Perleberg verkauft. Der Standort Emstek scheidet komplett aus der Produktion aus. Die kürzlich angekündigte »Überprüfung« des verbleibenden Deutschlandgeschäfts der Vion mit Schwerpunkt im Süden lässt weitere Umbrüche in der Schlachtbranche erwarten.
Danish Crown verzeichnete auf dem vierten Platz des Rankings ebenfalls wesentlich geringere Schlachtzahlen als ein Jahr zuvor. Am einzigen deutschen Standort des dänischen Unternehmens in Essen/Oldenburg wurden im vergangenen Jahr mit etwa 2,1 Mio. Schweinen knapp 1 Mio. oder 30,7 % weniger als im Vorjahr geschlachtet. Inwiefern Danish Crown die Stückzahlen nach der Schließung des nahe gelegenen Vion-Standortes in Emstek wieder steigern kann, dürfte sich demnächst zeigen.
Die Unternehmen auf Platz 5 bis 10 des Rankings kamen mit Blick auf die Schlachtzahlen noch relativ gut mit den sich ändernden Marktbedingungen klar.
Die Schlachtbetriebe nehmen den Rohstoffeinkauf in den Fokus. Nicht zu übersehen sind die verstärkten Bemühungen der Schlachtunternehmen, Schweinebetriebe mit Zukunftsperspektive durch längerfristige Verträge an sich zu binden. »Im Zuge einer immer stärkeren Fokussierung auf Nachhaltigkeitsaspekte dürften Verträge künftig also noch stärker an Bedeutung gewinnen«, so ISN-Marktexperte Klaus Kessing.