Pflanzenschutzmittelverfügbarkeit. IVA stellt Appell an kommende Regierung
Für eine zukunftsfähige Landwirtschaft in Deutschland braucht es ein innovationsfreundlicheres Zulassungssystem für Pflanzenschutzmittel, wettbewerbsfähige Energiepreise für die einheimische Düngemittelproduktion sowie einen wirksamen Schutz vor Düngemitteln zu Dumpingpreisen aus Russland. Einen entsprechenden Appell an die kommende Bundesregierung stellte der Industrieverband Agrar e.V. (IVA) bei einem Pressegespräch zum Auftakt der Grünen Woche 2025 in Berlin vor.
IVA-Präsident Michael Wagner betonte die Investitionsbereitschaft der Branche in dringend benötigte Innovationen, allen voran die Entwicklung neuer chemischer und biologischer Pflanzenschutzmittel sowie digitaler Lösungen der Präzisionslandwirtschaft. Laut Wagner steht die Landwirtschaft von mehreren Seiten unter Druck: „Auf der einen Seite müssen landwirtschaftliche Betriebe immer ambitioniertere Umweltziele erfüllen und ihren Beitrag zum Schutz von Klima und Biodiversität leisten. Auf der anderen Seite schwindet im Pflanzenbau die Wettbewerbsfähigkeit, weil infolge hoher Energiepreise die Kosten für Mineraldünger steigen und mangels wirksamer zugelassener Pflanzenschutzmittel viele Kulturpflanzen Schädlingen und Krankheiten schutzlos ausgeliefert sind. Unsere Nachhaltigkeitsziele können wir aber nur mit Innovationen erreichen.“
„Es ist 5 vor 12"
Vizepräsidentin Karin Guendel Gonzalez, Vorsitzende des IVA-Fachbereichs Pflanzenschutz, betonte: „Es ist 5 vor 12: Der Landwirtschaft gehen die Pflanzenschutzmittel aus! Das hat Auswirkungen auf die einheimische Produktion; bei Obst- und Gemüse sind wir vielfach längst auf Importe angewiesen. Aber selbst bei großen Ackerkulturen müssen häufig Notfallzulassungen erteilt werden, weil es an regulär zugelassenen Pflanzenschutzmitteln fehlt.“ Ihr Appell an die kommende Bundesregierung: In der EU muss sie sich für Innovationen im Pflanzenschutz stark machen und auf den Abbau regulatorischer Hemmnisse drängen. In Deutschland wiederum braucht es eine mutige Entbürokratisierung der Pflanzenschutzmittelzulassung – mit Behörden, die keine nationalen Sonderwege gehen, sondern ökologische, ökonomische und soziale Anforderungen in ihren Entscheidungen gleichberechtigt berücksichtigen.
Energiepreise sind aus den Fugen geraten
Auch die im IVA organisierten Düngemittelhersteller haben klare Erwartungen an die nächste Bundesregierung. Vizepräsident Marco Fleischmann, Vorsitzender des IVA-Fachbereichs Pflanzenernährung, forderte: „Wir brauchen dringend eine Lösung für die strukturellen Wettbewerbsnachteile deutscher Düngemittelproduzenten durch die aus den Fugen geratenen Energiepreise. Dazu müssen vor allem die staatlich regulierten Kosten wie etwa die Gasspeicherumlage runter. Aber auch Zölle auf russische Düngemittel zu Dumpingpreisen sind längst überfällig.“ Dies sei auch aus Gesichtspunkten des Klimaschutzes geboten, erläuterte Fleischmann; denn in Russland oder Afrika produzierte Dünger hätten gegenüber deutschen und europäischen Produkten einen bis zu doppelt so großen CO2-Fußabdruck. Auch sichere die heimische Ammoniakproduktion über Dünger für die Landwirtschaft hinaus unverzichtbare Grundstoffe und Industriechemikalien wie etwa AdBlue für die Logistikbranche.