Wirtschaftsumfeld. Wenn in China ein Sack Reis umfällt ...
... war uns das früher ziemlich egal. Inzwischen muss es uns aber ganz genau interessieren, was in Fernost und insbesondere in China passiert. Denn dies hat unmittelbare Auswirkungen auf unseren Absatz und damit auf die Preise.
Seit einem Vierteljahrhundert bestimmt die Nachfrage Chinas nach Nahrungsmitteln den Weltmarkt für Getreide, Ölsaaten, Milch und Fleisch. Abgesehen von gelegentlichen Miss- oder Rekordernten in wichtigen Ländern, ist die chinesische Nachfrage der entscheidende
Marktfaktor. So geht ein großer Teil der Expansion Brasiliens in Sachen Mais, Soja und Fleisch auf die Nachfrage Chinas zurück. Basis dieser anhaltenden »Einkaufstour« chinesischer Händler ist die steile Wirtschaftsentwicklung im Reich der Mitte – geschuldet radikalen wirtschaftlichen Reformen und einer stetig wachsenden Bevölkerung im arbeitsfähigen Alter.
Der Wind in China hat sich gedreht
Die unübersehbaren Bremsspuren sind strukturell, nicht temporär. Sowohl mit der Wirtschaftsentwicklung als auch der Demografie hat sich der Wind in China gedreht. Mögen die offiziellen Wachstumsraten der chinesischen Regierung mit 5 % auch für westliche Verhältnisse beeindruckend sein, sie reichen nicht mehr aus, um die Legitimation der kommunistischen Regierung zu erfüllen: das Versprechen eines
steigenden Wohlstandes für alle Einwohner. Ein wichtiges Kennzeichen ist die Immobilienkrise (Kasten).
Die demografische Entwicklung wird ebenfalls zu einem Hemmschuh der Wirtschaftsentwicklung und damit der Nachfrage. Der frühere Direktor der Planungsabteilung der FAO, Dr. Josef Schmidhuber, beschrieb das am Rande einer DLG-Wintertagung wie folgt: Wenn ein Land kaum Kinder, wenig alte Menschen und einen guten Kapitalstock hat, dann wächst die Wirtschaft schon fast zwangsläufig. Das ist die demografische Rente. Aber die wird aufgezehrt, wenn es viele alte und kaum noch junge Menschen gibt. Dieser uns in Deutschland wohlbekannte Punkt beginnt sich auch in China auszuwirken.