Photovoltaik. Der Markt im Wandel
Module, Wechselrichter, Stromspeicher – die Preise sind innerhalb eines Jahres stark gesunken. Damit steigen die Renditen für PV-Anlagen deutlich. Carl-Friedrich Weber hat gerechnet.
Wie das Klima in der Welt ist auch das Klima im europäischen Photovoltaikmarkt überhitzt. Seit Monaten spielen die Modulpreise verrückt.
Nachdem sich die Abwärtsspirale in der Jahresmitte verlangsamte, hat sie jetzt wieder Fahrt aufgenommen: In nur einem Monat haben die Modulpreise um zweistellige Prozentwerte nachgegeben. Sie haben sich innerhalb eines Jahres halbiert und Preise zwischen 0,10 und 0,25 €/Wp erreicht. Noch nie sind sie in so kurzer Zeit so stark gefallen und haben ein so niedriges Niveau erreicht. Ursächlich sind Überbestände
ausländischer (überwiegend chinesischer) PV-Modulhersteller, die nun auf den europäischen Markt strömen und diesen fluten. Und ein Ende ist noch nicht absehbar. Diese Entwicklung macht trotz gestiegener Zinsen Investitionen umso attraktiver. Zumal auch die Kosten für
Wechselrichter und Speicher sinken.
Kräftiger Zubau. Im Zuge der Energiekrise war der Ausbau von Photovoltaikanlagen kräftig gestiegen. Das Ergebnis ist ein Zubau im Jahr 2022 von über 7 GW. Zur Einordnung: In der Hochzeit der Photovoltaik (2010 bis 2012) wurden jeweils zwischen über 7 bis 8 GW pro Jahr zugebaut. Dieses Niveau ist fast wieder erreicht. Dabei sind etwa 70 % des Zubaus 2022 auf Dachanlagen zurückzuführen, etwa 20 % entfielen auf Freiflächenanlagen.
Die alte Welt. Als Nachwehen von Lieferengpässen aus der Coronakrise und verstärkt durch den erheblichen Anstieg in der Nachfrage, waren die PV-Module bis zum Oktober 2022 knapp und dadurch wieder teurer geworden. In diesem Zuge stiegen die Installationspreise von etwa 750 €/kWp auf über 1 000 €/kWp für eine Anlage mit einer Leistung von 200 kWp. In Verbindung mit den gestiegenen Zinsen konnten auch die von der Regierung kostenbedingt angepassten Einspeisevergütungen die Renditen nicht besonders attraktiv machen. Knappe Kapazitäten von Anlagenbauern hatten den Preisanstieg ebenfalls unterstützt.
Das hat sich – wie eingangs schon beschrieben – gravierend geändert. Der Verkäufermarkt wird langsam aber sicher zu einem Käufermarkt, wo sich die Anbieter um Kaufinteressenten prügeln und sich gegenseitig unterbieten müssen, um Aufträge an Land zu ziehen. Es wird in der aktuellen Situation nicht reichen, nur die niedrigeren Komponentenkosten an die Endkunden weiterzugegeben. Es werden auch bei den Planungs- und Montagekosten Federn gelassen werden müssen.
Ein Beispiel. Die wirtschaftlichen Effekte der veränderten Marktbedingungen sind auf Basis von zwei Angeboten für eine PV-Anlage mit 200 kWp mit der Montage bis zum Wechselrichter für die Zeitpunkte Januar und Oktober 2023 dargestellt. Angenommen wird die Volleinspeisung ohne Eigenstromnutzung. Neben den für Investoren positiven Preisentwicklungen bei PV-Modulen, Wechselrichtern
und Speichern haben die Zinsen eine negative Entwicklung genommen. Innerhalb eines Jahres sind sie um etwa 1 % gestiegen. So bietet beispielsweise die KfW im Programm 270 aktuell einen Zinssatz ab 4,73 % an.
Im Zeitraum bis Oktober 2023 hat sich die Vergütung nicht verändert, die Investitionskosten sind jedoch um 21 % gesunken. Das hat zur Folge, dass der Zinssatz zwar in unserem Beispiel auf 5 % gestiegen ist, die durchschnittlichen Zinskosten jedoch trotzdem marginal geringer ausfallen. Das EBIT (Ergebnis vor Zins und Steuern) steigt insgesamt um 26 %, was zu einer Gesamtkapitalrendite von 6,6 % führt. Diese Kapitalrendite stellt somit eine attraktive Investitionsmöglichkeit dar, da sie über den derzeitigen Einlagezinsen liegt.
Eine zusätzliche Möglichkeit zur Erhöhung der Rentabilität stellt die Eigenstromnutzung dar. Aufgrund der reduzierten Einspeisevergütungen sollten Sie allerdings Eigenstromquoten >10 % erzielen. Sofern diese Quote nicht sichergestellt werden kann, setzen Sie besser auf Volleinspeisung.