Die Applikation von Mikrogranulaten bei der Aussaat soll die Nährstoffmenge reduzieren, ohne dabei auf Ertrag zu verzichten. Das wäre vor allem für viehstarke Betriebe interessant. Die LWK Niedersachsen hat einige Produkte getestet. Karl-Gerd Harms stellt die Ergebnisse vor.
In vielen Veredelungsregionen bilden die anfallenden Wirtschaftsdünger die Grundlage der Maisdüngung. Dabei erreicht oder übersteigt der Anfall an Wirtschaftsdüngern nicht selten die maximal möglichen innerbetrieblichen Verwertungsmöglichkeiten, sodass organische Dünger kostenträchtig abgegeben werden müssen. Den betrieblichen P-Düngebedarf decken daher viele Maisanbauer weitestgehend über die organische Düngung ab. Dies führt dazu, dass kaum mehr Spielraum für eine mineralische Unterfußdüngung bleibt, da eine P-Düngung über den betrieblichen Bedarf hinaus nicht zulässig ist. Den Mais ohne eine Unterfußdüngung auszusäen, kommt vielerorts jedoch eher nicht infrage, da diese Maßnahme eine »Ertragsversicherung« darstellt. Die Jugendentwicklung wird dadurch zum Teil sehr deutlich positiv beeinflusst. Mikrogranulatdünger könnten hier Abhilfe schaffen. Sie sollen mit einer geringeren Nährstoffmenge die gleiche Wirkung erzielen.
Die Wirkung der Unterfußdüngung beruht auf einer Phosphat-Startgabe mit hoher Konzentration in der Nähe des Keimlings.
Für eine sichere Wirkung sind sowohl die exakte Platzierung als auch die sehr hohe Wasserlöslichkeit des Düngers von entscheidender Bedeutung. Versuche zur mineralischen Unterfußdüngung (UFD) zeigen für Standorte mit entsprechender UFD-Wirkung Ertragseffekte von etwa 5 %. Im Einzelfall ist der Effekt von lediglich 20 kg/ha Phosphat als UFD jedoch deutlich höher. Eingesetzt werden in der Praxis vielfach Mengen von 20 bis 30 kg P2O5/ha in Form eines NPDüngers, was zukünftig für Betriebe mit hohem Wirtschaftsdüngeraufkommen so kaum mehr möglich sein wird. Daher sind Ansätze gefragt, die eine Ertragsabsicherung gewährleisten und die P-Bilanzen möglichst wenig belasten. Eine Möglichkeit zur Förderung der Jugendentwicklung des Maises wird bereits seit Jahrzehnten von vielen französischen Maisanbauern genutzt. Sie setzten auf die Saatbanddüngung (SBD), bei der fein granulierte Dünger direkt in der Saatrille appliziert werden. Voraussetzung für dieses Verfahren sind Spezialdünger, die in der eingesetzten Menge den Keimling nicht verätzen.
Das Verfahren der Saatbanddüngung gewinnt in Deutschland seit einigen Jahren deutlich an Verbreitung.
Die Technik ist dabei die geringste Herausforderung, denn es können relativ einfache und kleine Granulatstreuer eingesetzt werden. Auch die Nachrüstung ist in der Regel problemlos möglich. Einige Drilltechnikhersteller bieten bereits eigene Lösungen an. Ein klarer technischer Vorteil der SBD gegenüber der UFD mit klassischen Mineraldüngern liegt im geringeren Gewicht – sowohl der Technik als auch der mitzuführenden Düngermengen. Im Rahmen von Produktprüfungen hat die Landwirtschaftskammer Niedersachsen in den vergangenen Jahren verschiedene Mikrogranulatdünger zur Saatbanddüngung im Vergleich zur üblichen Unterfußdüngung mit NP 20/20 getestet. Die Ergebnisse der ersten Prüfungen waren wenig überzeugend und meist nur schwer wiederholbar. Es zeichnete sich jedoch ab, dass Dünger mit hoher Phosphatlöslichkeit eher zum Ersatz der klassischen Unterfußdüngung geeignet sind als Produkte mit eingeschränkter P-Löslichkeit, geringem oder keinem P-Gehalt.
In der aktuellsten dreijährigen Prüfreihe zeigten sich nun wiederholbare positive Effekte auf Ertrag und Qualität.
Das gilt insbesondere für Produkte mit hohen P-Gehalten. Zu diesen zählen beispielsweise ›miOrefa Vigor‹ sowie ›Phytavis‹, die in allen drei Jahren zum Einsatz kamen. Das Granulat ›Marathon‹ wurde als ein Produkt mit geringem P-Gehalt (13 %) mitgeprüft. Die mit der Saatbanddüngung ausgebrachten Phosphatgaben lagen somit bei 4, 10 und 12 kg/ha. Als Vergleich dienten Varianten mit NP 20/20 als Unterfußdünger mit 1 und 0,6 dt/ha sowie eine Kontrolle ohne Unterfußdünger. Darüber hinaus gab es zwei Varianten, bei denen die Gülle nicht flächig, sondern unterfuß appliziert wurde. In einer davon wurden zusätzlich 12 kg/ha Phosphat als SBD gegeben (miOrefa Vigor). Eindeutige UFDEffekte traten in allen drei Jahren nur in Wehnen auf. Die jeweils zweiten Prüforte, Rockstedt (2020) und Werlte (2021/ 22) zeigten in keinem der drei Jahre Effekte durch die verschiedenen Startdüngungen. Das bedeutet, es gibt durchaus Standorte, auf denen diese Maßnahme keine Vorteile bringt (mehr dazu im Kasten).
Was braucht Ihr Standort?
Bei hohem Wirtschaftsdüngeraufkommen und entsprechend geringem Spielraum in den P-Bilanzen können Sie die Notwendigkeit einer Unterfußdüngung mittels Düngefenster abschätzen.
Dazu schalten Sie in möglichst jeder Fläche in einer Säbreite die NP-Unterfußdüngung für mindestens 30 m aus und markieren den Bereich. Wird ohnehin schon kein Unterfußdünger mehr eingesetzt, kann auf diese Weise durch Düngefenster mit einem NP-UFD ein möglicher Vorteil der Startdüngung ausgemacht werden. Ob eine Wirkung der Startdüngung am eigenen Standort zu erwarten ist, lässt sich während der Jugendentwicklung bis zum Reihenschluss am einfachsten abschätzen. Treten in dieser Phase eindeutige Entwicklungsunterschiede in den Düngefenstern auf, so ist mit einer Wirkung zu rechnen. Sind die Unterschiede marginal oder nicht auszumachen, so ist eine Startdüngung in der Regel nicht erforderlich.
Am Standort Wehnen reagiert Mais in der Regel auf eine Startdüngung mit P-Düngern.
Dies zeigte sich in der aktuellen Versuchsreihe deutlich – sowohl bei UFD als auch bei SBD und Gülle-UFD. Gegenüber der Standardvariante mit 1 dt/ha NP 20/20 als UFD erreichte die Variante ohne Startdüngung im Schnitt nicht einmal 90 % des Ertrages, was in jedem Jahr einen signifikanten Minderertrag darstellte (Grafik Seite 23). Demgegenüber brachten die Varianten mit Saatbanddüngung gleiche bis signifikant höhere Erträge gegenüber dem Standardverfahren. Das gilt insbesondere bei Phosphatgaben von ca. 10 kg/ha. Die Reduzierung der UFD auf 12 kg/ha P2O5 ergab in einem der drei Prüfjahre einen signifikanten Minderertrag, ebenso die SBD mit nur 4 kg/ha Phosphat mit dem entsprechenden Mikrogranulat.
Als optimalen Lösungsansatz für die Phoshatproblematik im Maisanbau propagieren einige Landwirtschaftskammern bereits seit mehreren Jahren die Gülleunterfußdüngung. Ihre erfolgreiche Etablierung in der Praxis stellt jedoch hohe Anforderungen bezüglich der Ablagegenauigkeit an die Anwender. Ein Ansatz, diese Schwierigkeiten zu überwinden, besteht in der Kombination aus Gülle-UFD und einer Startdüngung mit Mikrogranulaten als SBD. In der dargestellten Versuchsreihe ergaben sich gute bis deutlich bessere Ergebnisse der Gülle-UFD im Vergleich zum Standardverfahren. In der Kombination mit 12 kg/ha P2O5 zeigten sich in allen drei Jahren sogar signifikante Ertragssteigerungen innerhalb des Verfahrens Gülle-UFD (Grafik). Erste Versuche mit geringeren P-Mengen im Saatband in Kombination mit der Gülle-UFD sind vielversprechend, sodass gerade die Kombination der Verfahren neben einer Bilanzentlastung auch zu höheren Erträgen und dementsprechend höheren Nährstoffentzügen führen kann.