Zwischenfrüchte. Theorie trifft Praxis
Zwischenfrüchte tragen langfristig zur Erhaltung und Verbesserung der Bodenfruchtbarkeit sowie der vielfältigen Bodenfunktionen bei. Wie das Zusammenspiel von Pflanzen, Boden und Mikroorganismen funktioniert, zeigen die Ergebnisse eines neunjährigen Verbundprojektes. Unsere Autoren stellen sie vor.
In den vergangenen Jahren haben immer mehr Landwirte Zwischenfrüchte in ihre Fruchtfolgen aufgenommen. Dass deren Anbau vielfältige positive Effekte mit sich bringt, ist unstrittig. Dennoch besteht nach wie vor viel Forschungsbedarf zu dem Thema. Das neunjährige Projekt CATCHY (siehe Kasten) brachte spannende und teils unerwartete Ergebnisse, die jedoch auch viele neue Fragen aufwarfen. Wir stehen am Anfang einer neuen Sichtweise auf den Zwischenfruchtanbau. Denn dieser ist mehr als nur eine Maßnahme zur Reduzierung von Bodenerosion und Nährstoffausträgen. Es handelt sich um ein multifunktionales Werkzeug, um Prozesse im Boden zielgerichtet zu beeinflussen.
Werden durch den Anbau von Zwischenfrüchten die Biodiversität in Agrarökosystemen erhöht und Bodenfunktionen positiv beeinflusst? Dies war die Ausgangsfrage des Projektes. Ökosystemstudien in den vergangenen Jahrzehnten konnten nachweisen, dass mit steigender Zahl an Pflanzenarten in natürlichen Habitaten Stoffkreisläufe, Wasser- und Energieflüsse effizienter werden. Gleichzeitig sinkt der Schädlings- und Krankheitsdruck, und die Kohlenstoffsequestrierung und die Klimaregulation werden positiv beeinflusst. Biodiversität ist also der Schlüssel zu multifunktionalen und damit resilienten Ökosystemen. Mit Zwischenfrüchten lassen sich solche auf Biodiversität beruhenden Funktionen auch in den Ackerbau integrieren. Vor diesem Hintergrund stand zu Projektbeginn die Hypothese, dass biodiverse
Zwischenfruchtmischungen möglicherweise Reinsaaten überlegen sein könnten. Durch gezielte Kombination von Pflanzenarten mit genetischer Diversität und damit Unterschieden in morphologischen Merkmalen, Nährstoffanforderungen und Biomassequalitäten sollten Mischungen entstehen mit dem Ziel, die positiven Funktionen des Zwischenfruchtanbaus zu maximieren.
Die Auswahl der Zwischenfrüchte sollte möglichst alle wichtigen Pflanzenfamilien repräsentieren: Rauhafer die Gräser, Senf die Kreuzblütler und Klee die Leguminosen. Phacelia ist als Wasserblattgewächs zwar mit keiner unserer Kulturpflanzen verwand, aber in der Praxis eine wichtige Zwischenfrucht. Diese vier Pflanzenarten wurden als Reinsaaten und in einer Mischung (Mix4) gegen eine Brache als Kontrolle getestet (Kasten). Zusätzlich wurde eine kommerzielle Mischung aus zwölf Komponenten mit etwa 25 % Leguminosen im Samenanteil (Mix12) untersucht.