Unkrautkontrolle. Planting Green, Hacke, Beisaat ...
... es gibt so einiges, um im Raps das Unkrautaufkommen ohne chemischen Pflanzenschutz zu verringern. Was funktioniert am besten? Was rechnet sich? Philip Deblon und Verena Haberlah-Korr stellen Versuchsergebnisse dazu vor.
Winterraps ist in Deutschland nicht nur eine der verbreitetsten Ackerbaukulturen – er sticht auch mit einem hohen Pflanzenschutzmittel-Behandlungsindex hervor. Dieser lag in den Jahren 2018 bis 2023 durchschnittlich bei 7,25 Behandlungen, 2,71 davon entfielen auf Herbizide.
Nach wie vor ist es üblich, die Unkrautbekämpfung im Raps im Vorauflauf bzw. im frühen Nachauflauf durchzuführen. Häufig werden hierfür z. B. metazachlorhaltige Pflanzenschutzmittel eingesetzt, deren Metabolite in das Grundwasser gelangen und es somit beeinträchtigen können. Dies entspricht nicht den Zielen des Nationalen Aktionsplans zur nachhaltigen Anwendung von Pflanzenschutzmitteln und steht im Widerspruch zu den Leitlinien des Integrierten Pflanzenschutzes. Hiernach sollten chemisch-synthetische Maßnahmen die Ultima Ratio darstellen.
Integrierte Ansätze
Verschiedene integrierte Ansätze untersuchte das Projekt »RaBe« (Integrierte Unkrautkontrolle im Winterraps durch Hacke oder Beisaat) in der fruchtbaren Soester Börde in zweijährigen Feldversuchen (2022 bis 2024). Hierzu zählen vorbeugende Maßnahmen wie Direktsaat in Getreidemulch, Planting Green in Lebendmulch und Beisaaten sowie die direkte mechanische Unkrautregulierung per Hacke solo oder in Kombination mit Herbiziden (absätzig oder als Hacke-Bandspritzung kombiniert).
Diese Verfahren wurden auf ihre Wirksamkeit zur Unkrautunterdrückung, den Einfluss auf die Entwicklung des Winterrapses, den Ertrag, Ölgehalt und die Kosten hin analysiert. Angebaut wurde der Raps in allen Varianten in Einzelkornsaat mit 45 cm Reihenabstand. Je nach Standort und Jahr variierte die Vorfrucht zwischen Winterweizen und Wintergerste. Der Einsatz von Gräserherbiziden war über alle Varianten gleich. Die Versuchsvarianten waren:
- Unbehandelte Kontrolle (1)
- Konventionell integriert: 2 x 0,25 l/ha Belkar und 1x 0,25 l/ha Synero im NA (2)
- Hacken (3)
- Hacke und Herbizid im NA (4)
- Hacke und Bandspritzung mit Herbizid im NA (5)
- Unkrautunterdrückung durch Lebendmulch (Planting Green) (6)
- Unkrautunterdrückung durch Direktsaat in Strohmulch (7)
- Unkrautunterdrückung durch Beisaat (8)
- Konventionell mit Bodenherbizid: 2,5 l/ha Butisan Gold (nur 2023) (9)
Die konventionellen Vergleichsvarianten 2 und 9 zeigten über den Versuch hohe Wirkungsgrade (Grafik 1). Auffällig hierbei war ein höherer Wirkungsgrad des Bodenherbizides im Vergleich zum Nachauflaufherbizid, da dies Schwächen in der Bekämpfung von Vogelmiere aufwies, welche an zwei Standorten Hauptbestandsbildner der Verunkrautung war.
Beide Versuchsjahre waren durch eine nasse Herbstwitterung geprägt. Diese erschwerte die mechanische Unkrautregulierung mittels Hacktechnik. Eingeplant waren zwei Arbeitsgänge je Versuchsjahr. Im zweiten Versuchsjahr war dies wegen der Witterung aber nur einmalig möglich. Dennoch war der Einsatz der Hacke vielversprechend. Schwächen wies die Technik aber bei der Bekämpfung breitwüchsiger Unkräuter wie der Vogelmiere auf. Im frühen Entwicklungsstadium wurden hier hohe Wirkungsgrade erzielt, zu späteren Behandlungsterminen wurden die Pflanzen zwar sicher von der Hacke abgeschnitten, wegen ihres flachen und breitflächigen Wuchses jedoch nicht umgedreht, wodurch sie wieder anwachsen konnten. Darüber hinaus erzielt die Hacke einen deutlich besseren Wirkungsgrad zwischen den Rapsreihen als in der Rapsreihe.
Die Kombination der Hacktechnik mit Herbiziden in den Varianten 4 und 5 konnte im ersten Jahr wegen der bereits sehr guten Wirkungsgrade der Hacke keinen weiteren Behandlungserfolg erreichen. Aber der verbesserte sich im zweiten Versuchsjahr. Für Variante 4 war der Hackgang und die Pflanzenschutzmittelbehandlung absätzig. Für die Variante 5 wurde die bestehende Hacktechnik um eine Bandspritzung erweitert: Vor den Hackaggregaten wird die Saatreihe mit einem 18 cm breiten Spritzband behandelt, während nachfolgend der Reihenzwischenraum gehackt wird. Der Einsatz der Bandspritzung führte hierbei zu einer 60 %igen Reduktion des Pflanzenschutzmittelaufwands. Alle gehackten Varianten wiesen auch eine Reduktion der Rapspflanzen/m2 auf – allerdings in vertretbarer Höhe.
Das Ziel war sowohl bei der Variante Lebendmulch als auch bei der Variante Beisaat, auflaufendes Unkraut durch eine lebendige Deckschicht aus Begleitpflanzen im Wuchs zu unterdrücken. Die Varianten unterscheiden sich jedoch in der Etablierung der Begleitpflanzen. Bei der Beisaat wurden diese am gleichen Tag wie der Raps mittels Kreiseleggendrillsaat ausgesät. Für die Lebendmulchvariante wurde diese am Tag nach der Ernte der Vorfrucht mit dem Müthing Coverseeder ausgesät. Hierbei handelt es sich um einen Mulcher, der mit einer Saateinrichtung ausgestattet ist. Eine Bodenbearbeitung entfällt, wodurch weniger Unkrautsamen zum Keimen angeregt wird. Der Raps wurde anschließend zum ortsüblichen Saattermin in den stehenden Begleitpflanzenbestand gedrillt.
Im ersten Versuchsjahr konnte die Variante Beisaat keinerlei Wirkung erzielen. Das Unkraut wurde im Herbst augenscheinlich unterdrückt, konnte sich aber im Frühjahr nach dem Absterben der Begleitsaaten ungestört weiterentwickeln. Im zweiten Versuchsjahr trat dieser Effekt wieder auf, es konnte jedoch eine (nicht ausreichende) Teilwirkung erzielt werden.
Die Begleitsaaten der Variante Lebendmulch entwickelten sich je nach Vorfrucht unterschiedlich stark bis zur Rapsaussaat. Nach der früh räumenden Wintergerste waren sie schon zu weit und unterdrückten neben den unerwünschten Unkräutern auch den Raps in seiner frühen Entwicklung. Der Raps konnte diese Verzögerung jedoch bis zum Vegetationsende vor Winter wieder aufholen. Nach Winterweizen war diese Unterdrückung nicht festzustellen.
Ein besonderes Augenmerk ist auf die Zusammensetzung der Begleitpflanzen zu setzten. Es sollten keine allzu mastig wachsenden Pflanzen sein. Im Versuch hat sich die Mischung TerraLife Brassica Pro (20 kg/ha) der DSV als gut geeignet herausgestellt, sowohl für die Lebendmulchvariante als auch für die Beisaat. Es handelt sich dabei um eine Mischung der Arten Serradella (20 %), Öllein (30 %), Alexandrinerklee (12 %), Perserklee (14 %), Ramtillkraut (5 %) und Bitterlupine (19 %).
Im Frühjahr zeigte sich in den Varianten Lebendmulch und Beisaat ein verzögerter Blühbeginn. Dies lässt auf eine gesteigerte Stickstoffversorgung des Rapses schließen. Der Wirkungsgrad der Variante Lebendmulch fiel im ersten Versuchsjahr sehr gut aus. Im zweiten Versuchsjahr sank er auf 75 % ab. Hier zeigte sich ein ähnliches Bild wie bei der Beisaat. Zunächst konnte der Lebendmulch das Unkraut gut unterdrücken, nach dem Abfrieren konnte es sich jedoch weiterentwickeln. Obgleich der Wirkungsgrad deutlich besser ausfiel als bei der Variante Beisaat. Hier wären weitere Versuchsjahre zur Überprüfung wünschenswert.
Bei der Variante Direktsaat in Strohmulch war das Ziel die Unkrautunterdrückung durch die Erntereste der Vorfrucht sowie eine Verminderung des Auflaufens der Unkräuter durch eine höhere Bodenruhe. Aufgrund fehlender Direktsaattechnik im Bereich Einzelkornsaat wurde hier ein Kompromiss angewendet. Ein Strip-Till-Grubber befreite die Saatschlitze für die Rapsaussaat von den Ernteresten, während die Reihenzwischenbereiche unangetastet blieben.
Die beiden Versuchsjahre wichen mit Blick auf die Wirkungsgrade stark voneinander ab. Im ersten Jahr lag die unterdrückende Leistung der Strohmatte bei 99 %. Auch in den gelockerten Streifen für die Rapsaussaat konnte sich kaum bis kein Unkraut etablieren. Dies kann an der zunächst sehr trockenen Witterung zur Rapsaausaat gelegen haben. Im zweiten Versuchsjahr konnte dieser Bekämpfungserfolg aber nicht reproduziert werden. Besonders in den gelockerten Bereichen innerhalb der Rapsreihe konnte sich das Unkraut etablieren. Hier bleibt die Frage, ob eine reine Direktsaat dies verhindert hätte. In den unbearbeiteten Zwischenbereich konnte das Unkraut fast vollständig unterdrückt werden. In diesen Bereich lag der bonitierte Wirkungsgrad bei 92 %. Wenn das Direktsaatverfahren angewendet wird, muss mit verstärktem Schadnager- und Schneckendruck gerechnet werden. Eine regelmäßige Bestandeskontrolle ist ein Muss. Aber: Die Varianten Lebendmulch, Beisaat und Direktsaat brachten eine 100 %ige Reduktion der Herbizide (ausgenommen Graminizide).
Zusätzlich zu den Wirkungsgraden wurden Exaktbeerntungen durchgeführt, um den Rapsertrag und den -Ölgehalt in den Varianten bestimmen zu können. Bei der versuchsjahrübergreifenden Auswertung konnten für beide Aspekte keine signifikanten Unterschiede festgestellt werden. Jedoch wiesen die Varianten Hacke und Lebendmulch tendenziell leicht erhöhte Erträge auf. Dies könnte auf geringeren Stress durch Herbizide hinweisen. Bei der Variante Lebendmulch könnte dies zusätzlich wegen der Stickstoffeffekte durch den Lebendmulch und dessen Umsetzung nach dem Absterben entstehen.
In beiden Versuchsjahren konnte beobachtet werden, dass diese Variante verzögert den Wechsel von vegetativer zu generativer Phase begonnen hat und sich auch die Abreife hinauszog. Die Ölgehalte zeigten sich über die Standorte und Versuchsjahre hinweg konstant.
Auch auf die Wirtschaftlichkeit des Rapsanbaus haben die Varianten selbstverständlich Auswirkungen. Für die Analyse der Kosten wurden die Bodenbearbeitung, Aussaat (Lebendmulch, Beisaat, Raps), Herbizide (ausgenommen der Graminizide) und die Hacke betrachtet. Als Bezugsgröße für den Relativertrag gilt die Variante Konventionell Herbizid im Nachauflauf (Grafik 2). Hier zeigt sich, dass die Varianten Direktsaat und Beisaat unterhalb der Kosten des chemischen Pflanzenschutzes liegen, während die Varianten Hacke und Lebendmulch ein ähnliches Niveau erreichen. Die Kombination aus Hacke und Herbizid in flächiger oder streifenförmiger Ausbringung erhöht die Kosten deutlich.
Das Projekt »RaBe« wurde gefördert vom Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen (LANUV).