Raps. Wenn Frühsaaten Vorteile bringen
Bei immer häufigeren Witterungsextremen steht derzeit unter anderem der Saatzeitpunkt bei Raps auf dem Prüfstand. Was für eine frühere Aussaat spricht, sagt Jana Peters.
In den vergangenen Jahren waren zur Rapsaussaat vielerorts ausgetrocknete und klutige Böden an der Tagesordnung. Auf den Regen wartend haben sich die Saattermine oftmals nach hinten verschoben. Während beispielsweise in Mecklenburg-Vorpommern die empfohlene Aussaatzeitspanne zwischen dem 16. und 25. August liegt, kam der Raps in den letzten Jahren nicht selten erst Anfang September in den Boden. Grundsätzlich gab es aufgrund der wärmeren und längeren Herbstperioden auch keinen Anlass zur Sorge mit Blick auf die Auswinterungsgefahr. Auffällig waren aber die unterschiedlichen Bestandsbilder vor Winter. So hatten die mancherorts in den Staub gedrillten Frühsaaten (1. bis 15. August) durch die längere Ausnutzung der verbleibenden Vegetationsperiode noch genügend Zeit für eine gleichmäßige Bestandesentwicklung.
Nachteilig ist der erhöhte Kontrollaufwand der Begleitverunkrautung in den Frühsaaten. Die kurze Zeitspanne zwischen Ernte der Vorfrucht und Aussaat des Rapses lässt meist keinen Spielraum für eine weitere flache Bodenbearbeitung, die den Druck von ein- und zweikeimblättrigen Unkräutern reduzieren würde. Vor dem Hintergrund zunehmender Herbizidresistenzen und abnehmender Wirkstoffauswahl kann dies zu Problemen führen. Zudem erhöht sich durch frühe Saattermine die Gefahr überwachsender Bestände
vor Vegetationsende. Dies wiederum erhöht die Auswinterungsgefahr und wird meist durch intensivere Wachstumsregulierung
unterbunden. Frühsaatgeeignete Sorten mit langsamerem Wuchsverhalten können dieses Risiko mindern. Auch ein Kohlherniebefall kann bekanntermaßen durch frühe Saattermine befördert werden. Hier sollten Sie bei dem Verdacht verseuchter Flächen unabhängig
vom Saattermin grundsätzlich auf resistente Sorten zurückgreifen. Auch der bereits mehrfach beschriebene höhere Kohlfliegenbefall
muss bei Frühsaaten in Kauf genommen werden. Dieser wird aber in den meisten Fällen durch eine kräftigere Wurzel- und Pflanzenentwicklung im weiteren Vegetationsverlauf kompensiert.
Weniger Erdfloh-Probleme. Für die Frühsaaten spricht neben der gleichmäßigeren Bestandesentwicklung unter widrigen Bedingungen, dass Bonituren langjähriger Versuchsreihen an mehreren Standorten Mecklenburg-Vorpommerns einen geringeren Erdflohbefall dokumentieren. Das macht die Saatzeit für Regionen mit hohem Erdflohaufkommen interessant. Weiterhin vorteilhaft ist die bereits in vielen Studien nachgewiesene hohe Stickstoffaufnahme der Frühsaat vor Winter. Sie trägt damit zur Minderung von
Nitratverlagerungen ins Grundwasser bei.
Ertraglich konnten die Frühsaaten im direkten Vergleich in den letzten Jahren mit den Normalsaaten mithalten. Mancherorts gab es sogar geringfügige Ertragsvorteile in Jahren mit extremer Trockenheit zur Aussaat (Herbst 2014, 2018 und 2019). Auswertungen langjähriger Versuchsdaten zur Stickstoffdüngung konnten sogar einen statistisch gesicherten Ertragsvorteil gegenüber der Normalsaat nachweisen, wenn die Gesamtstickstoffdüngung unter 140 kg/ha beträgt (Grafik). Dies prädestiniert Frühsaaten für rote Gebiete. Letztendlich muss aber jeder individuell entscheiden. Neben den genannten Aspekten spielen auch Betriebsgröße, Fruchtfolge, Schlaggrößen und Arbeitsspitzen eine Rolle. Die beste Risikostreuung ist durch eine ausgewogene Verteilung der Saattermine mit dem Fokus auf Normalsaaten gegeben.