Wasser »ernten«
Auch wenn dieser Winter sehr nass war, sind die Zeiten von Hitze- und Trockenstress
sicher nicht vorbei. Wie kann man das Wasser am besten im Boden halten, sodass es zum richtigen Zeitpunkt für die Pflanze zur Verfügung steht? Hans Gnauer gibt Antworten.
Wir merken es mittlerweile jedes Jahr: Die Niederschläge bleiben aus, manchmal wochenlang. Oft kommt der Regen dann wolkenbruchartig binnen kurzer Zeit und verursacht massive Erosion. Und auch Meldungen über Staubstürme aus Ackererde häufen sich. Hitze im Sommer oder mittlerweile auch im Frühjahr und Herbst ist schon fast selbstverständlich. Die Grundwasservorräte schwinden. So wie wir Landwirtschaft bisher betrieben haben, funktioniert es oft nicht mehr. Dabei haben wir es selbst in der Hand, durch Bewirtschaftungsmaßnahmen das Wasser im Feld zu halten, zu speichern und sogar Wasser zu ernten!
Es ist nicht die Dürre, die nackten Boden verursacht. Es ist nackter Boden der Dürren verursacht! Diese Aussage eines simbabwischen Landwirts bringt es auf den Punkt: Unser oberstes Ziel muss es sein, die Böden immer bedeckt zu halten. Sei es durch Ernterückstände über kürzere Zeiträume bis zur nächsten Hauptkultur oder die Etablierung von Zwischenfrüchten. Ein offener Boden verliert durch unproduktive Verdunstung Wasser und ist Wind, Wasser und Sonne schutzlos ausgeliefert. Das ist im Grunde jedem bekannt. Dennoch kann man sich diese Zusammenhänge nicht oft genug vor Augen führen.
Natürlich brauchen Pflanzen auch Wasser zum Wachsen. Aber sie bilden dabei einen Wasserkreislauf. Über die Verdunstung in den Blättern gelangt Wasser aus dem Boden in die Luft (und irgendwann bilden sich dadurch auch Wolken). Dabei wird durch die Verdunstung der Luft Wärme entzogen und die Umgebungstemperatur herabgesetzt. An den Blättern bildet sich aber auch Tau, der abläuft und der Pflanze zur Verfügung steht. Daneben geben Pflanzen Kohlenstoff in Form von Zuckerverbindungen in den Boden ab, was wiederum das Bodenleben ernährt und die Ertragskraft der Böden verbessert. Und auch die Pflanzen selbst stehen am Ende ihres Lebens als Nahrung für das Bodenleben zur Verfügung, das irgendwann als Nahrung für eine neue Pflanze dient.