Energiewende. Überall Nachholbedarf
Bis 2030 sollen bereits 80 % des Stroms in Deutschland aus erneuerbarer Energie kommen. Dafür müssen nicht nur Solar- und Windparks ausgebaut werden, sondern auch die Stromnetze. Doch die Energiewende hinkt dem Zeitplan deutlich hinterher.
Die Energiewende ist eines der wichtigsten Projekte beim Klimaschutz. Der Atomausstieg ist vollzogen, aus der Kohleverstromung möchte die Bundesregierung möglichst bis 2030 aussteigen. So sieht es das EEG vor, das zur Umsetzung des Pariser Klimaschutzabkommens beiträgt. Um die Energie- und Klimaziele zu erfüllen, sollen bis zum Jahr 2030 80 % des in Deutschland erzeugten Stroms aus erneuerbaren Quellen gedeckt werden. Dafür muss nach derzeitigen Abschätzungen die erneuerbare Stromerzeugung auf etwa 6 00 Terawattstunden steigen und sich damit mehr als verdoppeln, um auch die steigenden Bedarfe der Energiewende zu decken. Denn schließlich sollen Autos künftig mit Batterien statt mit Benzin fahren und beim Heizen wächst der Anteil an Wärmepumpen.
Anteil erneuerbarer Energien
Strommix: Wie hoch ist der Anteil erneuerbarer Energien? 2023 war ein Rekordjahr für die Stromerzeugung aus erneuerbaren Quellen. Mit gut 56 % wurde noch nie zuvor so viel Strom nachhaltig produziert, zeigen Daten des Fraunhofer Instituts für Solare Energiesysteme (ISE). Zugleich sank die Menge an Strom, der aus fossilen Energieträgern gewonnen wird. Und zwar auf ein Niveau der 1960er Jahre. Kohle machte knapp 29 % aus, Erdgas gut 9 %. Um die politisch festgelegten Ziele zu erreichen, müsste dieser Trend weitergeführt werden.
Der Ausbau geht nicht ansatzweise so schnell voran, wie er müsste. Um die benötigten erneuerbaren Strommengen bereitstellen zu können, hat die Bundesregierung ambitionierte Ausbauziele festgelegt: Im Jahr 2030 soll sich die installierte Photovoltaikleistung auf 215 Gigawatt (GW) verdreifachen und die Leistung der Windenergieanlagen an Land auf 115 GW verdoppeln. Es ist absehbar, dass insbesondere Windenergie an Land nicht in dem gesetzlich vorgesehenen Umfang ausgebaut wird. Beispiel: Dieses Jahr sollten nach Plänen der Bundesregierung Windkraftanlagen mit einer Leistung von 6,9 GW gebaut werden. Die bis Mitte Oktober 2024 errichteten Anlagen haben eine Leistung von 2,2 GW, zugleich wurden alte Anlagen mit 0,6 GW zurückgebaut. Der Zuwachs beträgt also 1,6 GW und damit lediglich knapp ein Viertel der Zielvorgabe. Bei Photovoltaik sollen 2024 Anlagen mit einer Gesamtleistung von 13 GW dazu gebaut werden. Aktuell bedeuten 12,2 GW Zubau und 0,7 GW Abbau unterm Strich einen Zuwachs von 11,5 GW und damit etwa 89 % der Zielvorgabe.