Mitarbeiterführung. Die Macht der Fragen
Zuhören ist eine der wichtigsten Fähigkeiten von Chefs. Wer das kann, erfährt, was seine Mitarbeiter bewegt und begeistert – und kann gestalten. Das wichtigste Instrument dafür sind Fragen, wie Matthias Kratz und Ulrich Lieberth zeigen.
Wir alle werden groß (und schlau) durch Fragen. Etwa 40 000 Fragen stellt ein Kind in den Jahren zwischen zwei und vier – und erschließt sich so die Welt. Fragend verstehen wir, wie etwas ist und funktioniert und wie nicht. Und genauso überprüfen wir die eigenen Vorstellungen und Fantasien – welche Möglichkeiten es noch oder anders geben könnte. Die richtigen Fragen helfen, den Dialog zu fördern, Einblicke zu gewinnen und Lösungen für Herausforderungen zu entwickeln. Wie kommt es, dass uns die Freude am Fragen verloren geht – erst in der Schule, als Fragen in Form kontrollierenden Abfragens ernst wurden oder später in der Berufswelt?
Was hält uns vom Fragen ab?
In der Welt der Arbeit und der Unternehmen sind Fragen zu einem Zeichen von Schwäche geworden, verbunden mit Attributen wie: unwissend und dumm, unsicher und orientierungslos, handlungs- bzw. führungsschwach und zögerlich. Wenn gefragt wird, dann sind es oftmals Scheinfragen oder rhetorische Fragen, die der Inszenierung der eigenen Überlegenheit dienen. So ist der Anspruch an Führungskräfte verbunden mit Stärke und Attributen wie: Entscheidungs- und Durchsetzungskraft, Probleme lösen, Sicherheit vermitteln, Richtung und Orientierung geben. Auf der anderen Seite gibt es den bekannten Satz: »Wer fragt, der führt.« Wie passt das zusammen? Zwischen Schwäche und Stärke liegt der Raum der Verständigung und der Möglichkeiten. Konkret: Fragen sind Werkzeuge für Sucher und Denkende. Dazu gehört die Bereitschaft, das Ungeklärte zu klären, bisherige Wahrnehmungen zu überprüfen, gegebenenfalls zu korrigieren und in bisher nicht erkannte Richtungen zu denken. Stark ist, wer die Grenzen des eigenen Wissens kennt, akzeptiert und offen ist für Suchbewegungen und neue Antworten. In dieser Haltung sind Fragen das passende »Werkzeug«.